Ausstellung "Are the kids alright?"

Druckeroptimierte VersionAls Email sendenPDF Version
27
Fr 03.2009
17:00 Uhr

Die Ausstellung rückt den „ASBO“ – den britischen Anti-Social-Behaviour Order – als Anschauungsbeispiel für eine Transformation des „Überwachens und Strafens“ (Michel Foucault) ins Zentrum einer kritischen Gesellschaftsanalyse. Eingebettet in kommunitaristische Denksysteme, manifestiert der Asbo neoliberale Techniken, die mittels Kontrolle, Anreizen und Disziplinierungen auf die Transformation des Verhaltens von Subjekten abzielen (Tony Blair: “It’s a bargain. We give opportunity, we demand responsibility. There is no excuse for crime.“).

Die Ausstellung dokumentiert Positionen und Praktiken zur Wirkmächtigkeit, Bedeutung und Aneignung des Asbo. Dabei wird der Asbo nicht allein als Regulierungs- und Strafinstrument, sondern vor allem als kulturelles Symbol gesehen, welches von verschiedenen Akteuren übernommen und somit erhöht bzw. entwertet wird. Die Ausstellung fragt dabei explizit nach Möglichkeiten der Unterminierung einer kontrollbesessenen Gesellschaft.

Die Ausstellung rekonstruiert den Rechtfertigungskontext für die Einführung der Asbos, analysiert und problematisiert Programme und Techniken des Asbo, die Denunziationen fördern und die der öffentlichen Anprangerung als Strafpraxis zu einer populären Wiederauferstehung verholfen haben.
Diese Politik hat einerseits zu absurden Bestrafungen geführt und andererseits, unterstützt durch eine lebhafte Boulevardpresse, zu einem Klima der Pädophobie – zur pathologischen Angst einer Gesellschaft vor ihrem eigenen Nachwuchs.

Die Ausstellung macht ebenfalls Aneignungsmechanismen verschiedener Akteure sichtbar:
Innerhalb der problematisierten Zielgruppe bedeutet der Asbo oftmals eine Vermehrung sozialen und symbolischen Kapitals: Die eigene street credibility, das „standing“ innerhalb der sozialen Bezugsgruppe steigt mit der Eroberung eines (oder mehrerer) Asbos.

Der Asbo hat die gesellschaftliche Diskussion über „Problemjugendliche“, „akzeptiertes Verhalten“, „Unterschichten“ angeregt. Es kam zu einer Gründung von Vereinen für und gegen Asbos und zu einer regional höchst unterschiedlichen Implementierung des Asbo.

Die Popularität des Asbo hat auch seine Kommodifizierung befördert. Mehrere Firmen bieten mittlerweile Software für Stadt- und Gemeindeverwaltungen an, mittels derer auffällige Jugendliche gespeichert werden können. In einem Londoner Stadtteil kann man sich inzwischen mittels eines Receivers die Bilder der lokalen Überwachungskameras ins Wohnzimmer übertragen lassen (Shoreditch TV – die Boulevardpresse nennt es: Asbo TV).

Letztlich hat das Phänomen Asbo kreative Auseinandersetzung provoziert. In Cartoons und Songs wird der omnipräsente Glaube an seine Heilkräfte ironisiert und sein Fetischcharakter somit dekonstruiert.

Weitere Interventionsformen:

  • Vortragsreihe im SoSe 2008 bzw. WiSe 2008/2009 inkl. Publikation
  • Kolloquium während der Ausstellung
  • Mehrere Einzelpublikationen mit verschiedenen Schwerpunkten sind möglich und gewollt (mit oder auch ohne Verweis auf die Ausstellung)
  • Merchandising is a must (?)

Ausführliche Informationen...