September 2019

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Unser September-Newsletter erscheint am Wahltag in Sachsen (und Brandenburg). Je nach Ausgang der Wahl und Regierungsbildung könnten sich die politischen Verhältnisse in Sachsen nochmal drastisch zum schlechteren veränndern. Auf lokaler Ebene gibt es bereits an mehreren Orten in Sachsen eine Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD, zumeist zum Nachteil emanzipatorischer Projekte. Daher: Wenn ihr noch nicht wählen wart dann tut dies doch noch.
Wichtigstes Druckmittel ist für viele Projekte das Geld. Dreht eine rechte Landesregierung ihnen die Mittel ab so stehen viele vor dem Aus. Wir als ehrenamtlicher Verein bekommen zwar keine Forderung durch das Land, sind aber daher auch immer auf Spenden zur Finanzierung unserer politischen Arbeit angewiesen. Wenn ihr also Geld über habt dann spendet es gerne:

  • Kontoinhaber: Engagierte Wissenschaft e.V.
  • IBAN: DE16 8306 5408 0004 0315 63

Eure Newsletter-Crew.

p.s. wenn ihr Veranstaltungshinweise oder andere Sachen im Newsletter unterbringen wollt dann schickt dies gerne per mail: vorstand@engagiertewissenschaft.de

EnWi e.V.
04./05.10. Konferenz: (L)Ost in Transformation
04.10.: Workshop Dokumentation und Analyse gegen rechts, Chemnitz
23.09. Offenes Treffen Leipzig Postkolonial
chronik.LE: Auswertung Kommunalwahl 2019
chronik.LE: Versuchte Abschiebung, die Polizei und eine Frühgeburt
Leipzig
05.09. Film: Liebe und Revolution
05.09.: Podiumsdiskussion: "Jugend im Herbst '89 Was ist aus dem Geist der Revolution und unseren Träumen geworden?"
05.09.: Workshop: Umgang mit Ausgrenzung, Rassismus und Radikalismus in der Hochschullehre
06.-08.09. Workshop: Flying Wheels Skateworkshop - Frauen- und Mädchen-Empowerment
06.09. Film: Goldrausch - Die Geschichte der Treuhand
06.09. Vortrag und Diskussion: Bericht von den Europäischen Außengrenzen
06.09.-09.10.: Frei_Raum. Kino, Kultur und Politischer Dialog
07.09. Rundgang: Das KZ-Außenlager Schönau
08.09. Lesung und Diskussion: Outside the box #7
10.09 Veranstaltung: Offenes Antifa Treffen
11.09.: Diskussion/Vortrag: Strategien gegen Gentrifizierung
11.10. Workshop »Rosa Luxemburg – Einführung in Leben und Werk«
13.09. Film: Unter der Haut liegen die Knochen
14.09.: Workshop: Von Abendland bis Volksverdünner
16.09.-18.10.: Ausstellung: Kein Land in Sicht für Seenotrettung
20.09. Demonstration: Klima-Demonstration
21.09.: Tagung: ELTERN: Weniger oder mehr als ein Paar?
22.09. Film und Gespräch: Die Mission der Lifeline
26./27.09.: Symposium: "Bildung in Demokratie und Diktatur - Bilanz und Perspektiven 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution"
28.09.: Workshop: Pressearbeit für politisch Aktive
31.08. Film: Der Rat der Götter
Rest der Welt
02.09.: Film: "Film flüstern & SCHREIEN - Ein Rockreport", Chemnitz
03.09.: Vernissage: "Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale", Dresden
10.09.: Diskussion/Vortrag: "Veränderung der Arbeitswelt - flexibel, hip und burn out", Chemnitz
17.09.: Workshop: Rechtsradikalismus im Naturschutz, Dresden
19.-21.09. Radio Activists – offen, unabhängig und frei? Freie Radios als öffentliche Räume in DE, Österreich, Ungarn und international, Halle
30.09.-28.10.: Ausstellung: Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale, Crimmitschau
Spendenaufruf: Wurzener Netzwerk bittet nach erneutem Angriff um Spenden
Wahlkompass Antidiskriminierung
Neuerscheinungen
Birte Schröder: Zugehörigkeit und Rassismus. Orientierungen von Jugendlichen im Spiegel geographiedidaktischer Überlegungen
Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter
Ina Henning / Sven Sauter / Katharina Witte (Hg.): Kreativität grenzenlos!? Inner- und außerschulische Expertisen zu inklusiver Kultureller Bildung
Ina-Maria Maahs: Utopie und Politik. Potenziale kreativer Politikgestaltung
Maximilian Pichl / Timo Tohidipur (Hg.): An den Grenzen Europas und des Rechts. Interdisziplinäre Perspektiven auf Migration, Grenzen und Recht
Thomas Alkemeyer / Nikolaus Buschmann / Thomas Etzemüller (Hg.): Gegenwartsdiagnosen. Kulturelle Formen gesellschaftlicher Selbstproblematisierung in der Moderne
Wolfgang Bergem / Paula Diehl / Hans J. Lietzmann (Hg.) Politische Kulturforschung reloaded Neue Theorien, Methoden und Ergebnisse
Amadeu Antonio Stiftung: Demokratie in Gefahr. Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD
CfPs und Stellenausschreibungen
CfP: "Technocultures & Technoscapes"
CfP: „Making Sense of Climate Change – Models, Cosmologies and Practices from Africa, Asia and the Middle East"

23.09. Offenes Treffen Leipzig Postkolonial

Wir laden wieder zum offenen Plenum der AG Leipzig Postkolonial ein. Wer sich für unsere Arbeit interessiert oder sich mit Ideen und Arbeitskraft einbringen möchte, ist herzlich willkommen. Raum 2216 im GWZ, das ist der zweite Stock und dann rechts.

Once again, we are inviting everyone to our open plenum. Anyone who is interested in our work or would like to contribute ideas and humanpower is very welcome. Room 2216 in the GWZ, this is the second floor and then to the right.

Wann:
Montag, 23.09.2019
19:00 Uhr

Wo:
GWZ
Beethovenstr. 15
04107 Leipzig

04.10.: Workshop Dokumentation und Analyse gegen rechts, Chemnitz

Um wirksam gegen Rechte vorgehen zu können braucht es zuerst wissen über sie und ihre Aktivitäten. Doch wie bereitet man dieses auf und stellt es einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung? Wie z.B. auf den erneuten rassistischen Übergriff im Dorf aufmerksam machen wenn es scheinbar niemanden interessiert? Wir berichten über unsere Arbeit und freuen uns über einen Austausch mit euch. Wenn ihr an ähnlichen Projekten arbeitet oder bereits Erfahrungen gesammelt habt seid ihr ebenso willkommen wie ohne Vorkenntnisse.
chronik.LE dokumentierte seit 11 Jahren faschistische, rassistische und diskriminierende Ereignisse in und um Leipzig.

Wann:
Freitag, 04.10.2019
15.30 Uhr

Wo:
AJZ Chemnitz
Chemnitztalstraße 54
09114 Chemnitz

Der Workshop findet im Rahmen vom Antifaschistischen Jugendkongress statt.

04./05.10. Konferenz: (L)Ost in Transformation

Inhaltsverzeichnis 

Was ist eigentlich im Osten los? Seit 2014/15 hat die Dynamik der Ereignisse - Wahlergebnisse für die AfD, gewalttätige Auseinandersetzungen, verbale Entgrenzungen - insbesondere in Ostdeutschland ständig zugenommen. Es scheint eine neue Phase der Nachwendegeschichte begonnen zu haben, in der das bisherige, stille Einverständnis mit den Regierenden von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung aufgekündigt wird.
Mit den gegenwärtigen Debatten um die Anerkennung der „ostdeutschen Lebensleistung“, einen „Gerechtigkeitsfonds“, eine verbindliche Einstellungsquote für Ostdeutsche, aber auch das Sprechen über biographische Brüche rückt die Zeit der „friedlichen Revolution“ erneut in den Fokus der Debatten. Deutungen über den Charakter der ostdeutschen Teilgesellschaft 30 Jahre nach dem Mauerfall haben wieder Hochkonjunktur.
Die Konferenz „Lost in Transformation“ möchte geläufige und weniger geläufige Analysen über die Eigenarten Ostdeutschlands versammeln und mit einer interessierten Öffentlichkeit debattieren. Neben aktuell diskutierten Fragen zum ostdeutschen Wohnungsmarkt, zum Rechtsruck und zur spezifischen ostdeutschen Wirtschaftsweise werden auch die ideologischen Hinterlassenschaften der DDR-Gesellschaft und die Widersprüchlichkeiten der Debatten zu Migration damals und heute beleuchtet.
Die Konferenz versteht sich dabei als Debattenforum, richtet sich explizit auch an ein nicht-wissenschaftliches Publikum und möchte zivilgesellschaftliche Initiativen zum Austausch einladen.

Programm

Freitag, 04.10.2019

18.00 Uhr Ankommen
19.00 Uhr Eröffnung der Konferenz
19.30 Uhr Werkstattlesung: "Das Zauberwort heißt Doppelleben"
Die Leipziger Autorin Carolin Krahl liest aus ihrem Romanmanuskript, in dem die Erfahrungen jener Generation von Frauen reflektiert werden, die in der Zeit der Wende in Ostdeutschland aufwuchs und damit früh durch die Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung der Frau zwischen DDR und BRD geprägt wurden. (Carolin Krahl, Autorin, Leipzig)
20.30 Uhr Podiumsdiskussion: „Wie schauen wir heute zurück? Feministische Perspektiven auf die Wiedervereinigung“

Samstag, 05.10.2019

10.00 Uhr Eröffnungsvortrag „Lost in Transformation: aktuelle Forschung und Debatten in und über Ostdeutschland“ (Eröffnung durch die Veranstlater*innen)

11.00 Uhr Vortrag und Diskussion: „Die Widersprüche der SED-Ideologie und ihre Auswirkungen“ (Jeanne Franke, Soziologin, Leipzig)
In den öffentlichen Auseinandersetzungen um Ostdeutschland wird die DDR häufig pauschal als eine zweite deutsche Diktatur und autoritäres Regime bestimmt. Ziel des Vortrags ist es, einen differenzierteren Blick auf die politische Herrschaft der SED zu werfen und die Idee eines sozialistischen Staates ernst zu nehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei das Verhältnis zwischen Demokratie und Diktatur sowie Internationalismus und Antiimperialismus.
11.00 Uhr Vortrag und Diskussion: „Kapitalismus in der Peripherie – die Politische Ökonomie Ostdeutschlands“ (Dominik Intelmann, Humangeograph, Leipzig)
Die Politische Ökonomie Ostdeutschlands ist geprägt durch eine strukturelle Abhängigkeit vom westdeutschen Landesteil. Dabei schlägt sich das Fehlen einer lokalen Eigentümer*innenklasse in einer dauerhaften Transferabhängigkeit nieder. Im Beitrag wird diese bis heute andauernde Konstellation anhand der politischen Richtungsentscheidungen im Wiedervereinigungsprozess rekonstruiert.

12.30-14.00 Uhr Pause

14.00 Uhr Doppelvortrag und Diskussion: Die Wohnungsfrage(n) in Ostdeutschland zwischen sozialer Ungleichheit und politischem Autoritarismus (Elisa Gerbsch, Humangeographin, Leipzig & Paul Zschocke, Sozialwissenschaftler, Leipzig)
Die Suche nach Antworten auf die Wohnungsfrage aus sozialistischer Perspektive fand mit der Wende ihr jähes Ende. In den 1990er Jahren breitete sich eine Landschaft schrumpfender Städte aus. Erst in den 2000er Jahren gelang es der politischen Ökonomie Ostdeutschlands Städten wie Dresden, Leipzig oder Jena eine neue Anziehungskraft zu verleihen. Die revitalisierten Wohnungsmärkte leben jedoch von einem dauerhaften Verdrängungsdruck. In der Folge entsteht in den ostdeutschen Städten eine Wohnungsfrage von neuem Charakter.
Die Großwohnsiedlung galt ihren Erbauern in der DDR als architektonische visionäre Umsetzung sozialistischen Wohnens und Lebens. Nach 30 Jahren Transformation erfüllt sie jedoch eine gänzlich andere Funktion im städtischen Gefüge ostdeutscher Groß- und Mittelstädte. Am Fallbeispiel Leipzig-Grünaus wird verdeutlicht, wie dieser Funktionswandel einherging mit einer Abwertung von Lebensweisen, dem Aufkommen neuer städtischer Konflikte und der Zunahme gegenwärtiger autoritär-populistischer Potentiale.

14.00 Uhr Gespräch und Diskussion: „Migrationserfahrungen in Ostdeutschland – Die Perspektiven ehemaliger Vertragsarbeiter*innen und der Nachwendegeneration“ (Nhi Le, freie Journalistin und Bloggerin, Leipzig und Emiliano Chaimite, Vorsitzender des Dachverbands Sächsischer Migrantenorganisationen, Dresden)
In einem Gespräch mit anschließender Diskussion werden die Erfahrungen unterschiedlicher Generationen von Menschen mit Migrationserfahrung in Ostdeutschland in den Blick genommen. Welche spezifischen Veränderungen brachte die Wiedervereinigung und inwiefern knüpfen aktuelle Widersprüchlichkeiten innerhalb der Debatten um Migration an diejenigen der Wendezeit an? Welche Rolle spielen die Kategorien Ost und West heute?

16.00 Uhr Pause

16.30 Uhr Abschlussdiskussion: „Ostdeutschland und kein Ende? Gesellschaftliche Realitäten 30 Jahre nach der Wiedervereinigung“

Wer sind wir?

Das fragen wir uns als ost- und westdeutsche Kinder der späten 1980er und 1990er auch manchmal. Die Idee zu dieser Konferenz entstand im Kontext unserer wissenschaftlichen Arbeit sowie zahlreicher Gesprächsrunden über unsere Familien, über Legenden der “alten Zeiten”, über Schicksalsschläge und Identitätskrisen, über die Frauen- und Männerbilder verschiedener Generation, über gesellschaftlichen Zusammenhalt oder Autoritätshörigkeit und nicht zuletzt den Aufstieg neuer Rechter.

Die Konferenz entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Kritische Geographie Leipzig und dem Verein für Engagierte Wissenschaft.

Ausführlichere und aktuelle Informationen zum Programm:
Facebook: https://www.facebook.com/Lost-in-Transformation-Aktuelle-Analysen-der-ostdeutschen-Gesellschaft-110480283621826/

E-Mail: ost-konferenz@engagiertewissenschaft.de

Übersicht

(L)OST IN TRANSFORMATION – Konferenz zu aktuellen Analysen der ostdeutschen Gesellschaft
Wann:
04. und 05. Oktober 2019

Wo:
galerie KUB Leipzig
Kantstraße 18
04275 Leipzig

Ausführlichere und aktuelle Informationen zum Programm bei Facebook.

E-Mail: ost-konferenz@engagiertewissenschaft.de

chronik.LE: Auswertung Kommunalwahl 2019

Am 26. Mai 2019 fanden in Sachsen Kommunal- und Europawahlen statt. Bei der Wahl zum Europäischen Parlament erzielte die AfD sachsenweit 25,3 Prozent und wurde damit vor der CDU mit 23,0 Prozent stärkste Kraft. In der Stadt Leipzig kam die AfD bei dieser Wahl auf 15,5 Prozent, in Nordsachsen auf 26,7 Prozent und im Landkreis Leipzig auf 25,2 Prozent.

Bei den Kreistagswahlen kam die AfD in den zehn sächsischen Landkreisen auf Werte zwischen 19 und 29 Prozent. Stärkste Kraft wurde die Partei in den Landkreisen Bautzen (29,4 Prozent) und Görlitz (29,1 Prozent). In Nordsachsen erzielte sie 19,4 Prozent (16 von 80 Sitze), im Landkreis Leipzig 21,4 Prozent (19 von 86 Sitze). In beiden Kreistagen stellt die AfD damit zukünftig die zweitstärkste Fraktion hinter der CDU mit 29 bzw. 23,3 Prozent (23 bzw. 20 Sitze). In Nordsachsen stellt auch die NPD noch einen Kreisrat (1,3 Prozent).

Bei der Stadtratswahl in Leipzig kam die AfD auf 14,9 Prozent (11 von 70 Sitzen). Zum Vergleich: In Dresden erzielte die AfD 17,1 Prozent (12 von 70 Sitzen), in Chemnitz 17,9 Prozent (11 von 60 Sitzen). In Chemnitz stellt zudem Pro Chemnitz fünf Stadträte (7,7 Prozent), in Dresden die dortigen sehr rechtsoffenen Freien Wähler vier Stadträte (5,3 Prozent).

Bei den Stadt- und Gemeinderatswahlen in Nordsachsen kandidierte die AfD nur in zwölf von 30 Gemeinden. Am besten schnitt die Partei dabei mit 25,5 Prozent (4 von 14 Sitzen) in Dommitzsch ab. Hier und in Eilenburg (21,5 Prozent, 3 von 20 Sitzen) wurde sie jeweils knapp vor der CDU stärkste Kraft.

Die AfD-Ergebnisse (in absteigender Reihenfolge):

  • Dommitzsch: 25,5% (4 von 14 Sitzen)
  • Rackwitz: 23,9% (3 von 17 Sitzen)
  • Oschatz: 22,6% (6 von 26 Sitzen)
  • Eilenburg: 21,5% (3 von 20 Sitzen)
  • Wermsdorf: 19,6% (3 von 18 Sitzen)
  • Mügeln: 18,9% (4 von 18 Sitzen)
  • Torgau: 18,2% (2 von 20 Sitzen)
  • Taucha: 17,3% (1 von 19 Sitzen)
  • Delitzsch: 16,0% (5 von 30 Sitzen)
  • Doberschütz: 13,4% (1 von 15 Sitzen)
  • Trossin: 10,8% (1 von 12 Sitzen)
  • Elsnig: 8,9% (1 von 14 Sitzen)

Teilweise hat die AfD nicht genug Kandidat_innen, um ihre gewonnenen Mandate zu besetzen. Das ist u.a. in Eilenburg (fünf Mandate, davon zwei unbesetzt), Torgau (vier Mandate, davon zwei unbesetzt) und Taucha (vier Mandate, davon drei unbesetzt) der Fall. Das ist in der obigen Übersicht bereits berücksichtigt.

Die NPD hat nur noch in Eilenburg und Oschatz kandidiert, den Einzug aber in beiden Städten mit lediglich 2,1 bzw. 1,2 Prozent verfehlt. In Delitzsch und Liebschützberg hatte die Partei auf eine erneute Kandidatur verzichtet.

Bei den Stadt- und Gemeinderatswahlen im Landkreis Leipzig kandidierte die AfD in 22 von 30 Gemeinden (zehn mehr als in Nordsachsen). Stärkste Kraft wurde sie hier nur in Naunhof – allerdings mit lediglich 15,8 Prozent (3 von 16 Sitze). Nicht angetreten ist die AfD u.a. in Trebsen, hier kam dafür die NPD auf beachtliche 9,9 Prozent (1 von 14 Sitzen). In Geithain, wo die AfD ebenfalls auf eigene Kandidat_innen verzichtet hat, kam die „Freie Liste Geithain“ des früheren NPD-Stadtrats Manuel Tripp auf 15,1 Prozent (3 von 18 Sitzen).

In Wurzen ist neben der AfD (15,7 Prozent, vier von 26 Sitzen) auch das ihr inhaltlich nahestehende, jedoch radikaler auftretende „Neue Forum für Wurzen“ angetreten (u.a. mit Benjamin Brinsa). Dieses kam auf 11 Prozent (drei Sitze). Zusammen erreichen die beiden 26,7 Prozent. Ohne die Konkurrenz durch das NFW hätte die AfD hier ihr bestes Ergebnis im Landkreis erzielen können. Diesen Spitzenplatz konnte sich dagegen Parthenstein mit 23,9 Prozent (2 von 14 Sitzen) sichern. Eines der beiden Mandate geht an den Bundestagsabgeordneten Lars Herrmann, der für die AfD auch wieder in den Kreistag eingezogen ist Dafür hatte er jedoch im Wahlkreis Wurzen kandidiert. Die NPD verfehlte mit 1,9 Prozent den Wiedereinzug in den Gemeinderat von Parthenstein.

Die AfD-Ergebnisse (in absteigender Reihenfolge):

  • Parthenstein: 23,9% (2 von 14 Sitzen)
  • Borna: 22,7 % (5 von 22 Sitzen)
  • Bad Lausick: 22,4 % (4 von 18 Sitzen)
  • Böhlen: 22,3 % (4 von 18 Sitzen)
  • Thallwitz: 20,9 % (2 von 15 Sitzen)
  • Brandis: 20,6 % (2 von 19 Sitzen)
  • Markranstädt: 18,4 % (4 von 22 Sitzen)
  • Frohburg: 18,4 % (3 von 17 Sitzen)
  • Belgershain: 16,8 % (1 von 13 Sitzen)
  • Grimma: 16,2 % (5 von 26 Sitzen)
  • Großpösna: 16,1 % (3 von 18 Sitzen)
  • Naunhof 15,8% (3 von 16 Sitzen)
  • Wurzen: 15,7% (4 von 26 Sitzen)
  • Markkleeberg: 15,2 % (4 von 25 Sitzen)
  • Kitzscher: 15,1 % (2 von 16 Sitzen)
  • Neukieritzsch: 14,6 % (2 von 17 Sitzen)
  • Machern: 14,1 % (2 von 16 Sitzen)
  • Groitzsch: 13,9 % (1 von 17 Sitzen)
  • Lossatal: 13,8 % (2 von 18 Sitzen)
  • Borsdorf: 13,6 % (2 von 17 Sitzen)
  • Rötha: 13,0 % (2 von 18 Sitzen)
  • Pegau: 8,0 % (1 von 18 Sitzen)

Auch im Landkreis Leipzig kann die AfD mangels genügend Bewerber_innen mitunter nicht alle errungenen Mandate besetzen. Das ist in der obigen Übersicht wieder berücksichtigt.

Eine Übersicht zu den Ergebnissen der Kommunalwahlen in ganz Sachsen und weiteren Bundesländern gibt es beim apabiz.

Die Auswertung erschien zuerst bei chronik.LE.

chronik.LE: Versuchte Abschiebung, die Polizei und eine Frühgeburt

In der Hildegartstraße im Leipziger Osten leitet die Polizei am 9./10. Juli 2019 eine Abschiebung eines 23-jährigen Syrers nach Spanien ein. Währenddessen bricht die Mutter zusammen. Menschen welche spontan gegen die Abschiebung protestieren werden von der Polizei brutal behandelt und tragen teilweise (schwere) Verletzungen davon.
Abschiebungen bedeuten für die Betroffenen immer Leid und Unsicherheit. Auch das gewaltsame Vorgehen der Polizei ist für viele Betroffene allgegenwärtig. Dies belegt auch nachfolgendes Beispiel von Anfang 2019 welches uns mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt wurde:

Anfang diesen Jahres klingelte es eines Abend an meiner Wohnungstür. Ich hörte dies nicht sofort, was dazu führt, dass das Klingeln in ein lautstarkes Hämmern an der Tür überging. Ich brachte daraufhin meine beiden kleinen Kinder in das Kinderzimmer und versuchte sie zu beruhigen. Ich öffnete die Tür um einen Spalt und erkannte, dass sich die Polizei vor meiner Wohnung befand.
Ich wusste erst einmal gar nicht, warum die Polizisten da waren und verlangte deshalb einen Durchsuchungsbefehl zu sehen. Diesen zeigten mir die Polizei nicht, sondern nannten lediglich die Adresse des angeblich zuständigen Verwaltungsgerichts. Immer noch im Unklaren, forderte ich den Chef der Truppe auf, mir mehr zu sagen, da ich keine Verbindung zwischen mir und dem Gericht erkennen konnte.
Daraufhin zeigten mir die Beamten ein Emergency Travel Dokument, auf dem ein altes Bild von meinem Freund zu sehen war. Nun kam ich ein Stück aus der Tür heraus, hielt diese aber weiterhin nur einen Spalt offen. Da ging der besagte leitende Beamte in die Initiative, ergriff den Türknauf und drängte sich rabiat an mir vorbei. Dabei stieß die Wohnungstür gegen meinen Bauch. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Monate schwanger, was ich auch laut kundtat. Es schien aber niemanden zu interessieren.
Die Beamten durchkämmten anschließend meine Wohnung. Meine Kinder und ich hatten dabei große Angst. Anstatt uns zu beruhigen, fragte mich eine weibliche Polizistin noch vorwurfsvoll, warum ich denn so lange gebraucht hätte die Tür zu öffnen. Als die Polizisten meinen Freund nicht finden konnten, geiferte der Brigadeleiter, dass er mich angezeigt hätte, wenn ich die Tür nicht geöffnet hätte.
Am nächsten Tag klingelt es am frühen Morgen erneut direkt an meiner Wohnungstür. Abermals stand da ein Trupp Polizisten, angeführt vom gleichen Chef des gestrigen Abends. Ich ließ die Polizisten gewähren und der wieder aggressiv auftretende Leiter verlangte von mir Auskunft, wo er meinen Freund finde, wo er arbeitete. Er knallte mir außerdem eine Kopie der Abschiebepapiere auf den Tisch mit dem Kommentar, dass sie jetzt öfter kommen würden. Daraufhin verschwanden die Beamten.
Kurz nach dem zweiten Besuch der Polizisten erlitt ich als Folge des vorher erlebten eine Frühgeburt. Der gemeinsame Sohn von mir und meinen Freund kam damit vier Wochen früher als normalerweise zu erwarten, auf die Welt. Glücklicherweise geht es unserem Kind aber heute gut.
Mein Freund konnte bei der Geburt seines ersten eigenen Kindes jedoch nicht dabei sein, er traute sich schlichtweg nicht in die Klinik. Das Aufwachsen unseres Sohnes zu erleben, wird meinem Freund durch die unmenschliche Abschiebepraxis des deutschen Staates verwehrt.
Jedes Kind steht nach der auch von der Bundesrepublik ratifizierten UN Kinderrechtskonvention das Recht zu, bei beiden Elternteilen aufzuwachsen. Doch scheinbar gilt dies noch lange nicht für alle Menschen in Deutschland. Familien mit Migrationshintergrund erleben eine Zwei-Klassen-Justiz. Grundrechte werden verwehrt. Mein Lebensgefährte lebte seit 2007 in Deutschland. Im Jahre 2013 wurde er beim Kraftsport schwer am Bein verletzt, nachdem ihn der Täter zuvor bereits mehrfach rassistische beleidigt hatte. Bei dem Angriff wurde ihm eine Hantel auf sein Bein geworfen. Eine 30 cm lange Narbe und bis zum heutigen Tag andauerende Schmerzen waren die Folge. Der Traum meines Freundes, seinen Lebensunterhalt in Deutschland als Fußballer zu verdienen, war gestorben. Er hoffte jedoch über die Verletzung eine Verlängerung seines Aufenthaltsstatus genehmigt zu bekommen. Dennoch wurde seine Duldung nicht verlängert. Die Amtsärztin gab ihn zur Abschiebung frei – mit dem Kommentar: „Flugfähig, aber bitte mit Rollstuhl zum Gate fahren.“ Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits hochschwanger.
Heute ist mein Freund wieder in Nigeria, wohin er nach Aushandlung eines Vergleichs „freiwillig“ ausreiste. Mithilfe des Familiennachzugs hoffen wir alle bald wieder vereint zu sein. Wann und ob uns dieser Wunsch erfüllt wird, können wir nicht mit Gewissheit sagen. Er macht sich schwere Vorwürfe, dass er nicht für sein Kind und mich da sein kann. Die ganze Situation belastet ihn sehr.
Auch Ich leide unter der Situation. Zu Hause habe ich Angst und fühle mich nicht mehr sicher. Meine Kinder hat das Erlebte nachhaltig geprägt. Sie erzählen noch heute in der Kita oder in der Schule von dem Erlebten: dass mehrmals Polizisten bei Ihnen zu Hause waren und Mama eine Tür in den Bauch bekam.

11.10. Workshop »Rosa Luxemburg – Einführung in Leben und Werk«

Rosa Luxemburg gilt vielen linken Menschen als nicht-diskreditierte Ikone der linken Geschichte und Bewegung. Sie steht für einen demokratischen Sozialismus, für ein Verhältnis von „Masse und Führung“ auf Augenhöhe, für eine Vision einer befreiten Gesellschaft. In diesem Workshop soll daher Gelegenheit sein, sich einen ersten Überblick über Luxemburgs Leben und Werk eingebettet in die historischen Ereignisse ihrer Zeit zu verschaffen. Zudem wollen wir an einem Beispieltext kennenlernen, wie Luxemburg argumentierte.

Wann:
Freitag, 11.10.2019
13:00 - 17:00 Uhr

Wo:
Campus Augustusplatz
S127

31.08. Film: Der Rat der Götter

"Der Rat der Götter"
Open-Air Kino + Diskussion

Der Rat der Götter (DDR / Spielfilm / 1950 / 111 min / Kurt Maetzig / dt.) Im Anschluss Diskussion. Gemeinsame Veranstaltung mit der IG Fortuna am Vorabend des Weltfriedenstages. Abendveranstaltung im Rahmen des Bülowstraßenmusikfestivals.

Der Film thematisiert die Verstrickung der IG Farben in Rüstungsproduktion und Giftgasherstellung für die Konzentrationslager. Dem Vorstandsvorsitzenden Geheimrat Mauch geht es um Expansion und Gewinn für die Firma um jeden Preis. Der Chemiker Dr. Scholz ist ein Mitläufer, der sich aus Angst um Stellung und Familie der Wahrheit verschließt. Als 1948 eine verheerende Explosionskatastrophe in Ludwigshafen beweist, dass der Konzern trotz Verbotes der Alliierten wieder Sprengstoff produziert, bricht Scholz sein Schweigen.

Wann:
Samstag, 31.08.2019
21:30 Uhr

Wo:
ehemal. Kino der Jugend
Eisenbahnstraße 162
04315 Leipzig

05.09.: Workshop: Umgang mit Ausgrenzung, Rassismus und Radikalismus in der Hochschullehre

Workshop »Umgang mit Ausgrenzung, Rassismus und Radikalismus in der Hochschullehre« | 05.09.2019 | 9–16:30 Uhr | Marschnerstr. 31, 04109 Leipzig

Viele Lehrende kennen Situationen in Lehrveranstaltungen, in denen sie mit politischen Statements, ausgrenzenden, frauenfeindlichen oder rassistischen Äußerungen konfrontiert sind. Der vom HDS am 5.09. von 09:00-16:30 Uhr angebotene Workshop widmet sich u. a. den wichtigen Fragen, wie man als Lehrperson auf rassistische oder sexistische Äußerungen reagieren kann und wie man damit in seiner Lehrveranstaltung umgehen sollte. Weiterhin soll darüber diskutiert werden, wie man als Lehrperson Stellung für Toleranz und Demokratie an einer weltoffenen Hochschule beziehen kann. Eine Anmeldung ist per Mail möglich: programm@hd-sachsen.de

https://www.uni-leipzig.de/universitaet/arbeiten-an-der-universitaet-leipzig/lehren-an-der-universitaet/#c133896

05.09.: Podiumsdiskussion: "Jugend im Herbst '89 Was ist aus dem Geist der Revolution und unseren Träumen geworden?"

05.09.2019 17:00 Uhr

Leipzig, BStU-Außenstelle, Dittrichring 24, 04109 Leipzig, Leipzig, Deutschland

Mit beiden Beinen im Leben stehen Bernd Stracke (spielte früher in der Band "Wutanfall" und war in der DDR politisch inhaftiert), Michael Fischer-Art (bekannt durch seine vor allem in Leipzig bunt bemalten Häuserwände) und Perdita Suarez (Pfarrerin in Mittelsachsen). Mit einer außergewöhnlichen Frau - Ulrike Birkner-Kettenacker - die als Pfarrerin 1989 die DDR-Botschaft in London auflöste und in Coventry Versöhnungsarbeit betrieb, verbindet sie alle eins: sie gehörten zu DDR-Zeiten in Leipzig zu ihrer Jungen Gemeinde oder zu einer offenen kirchlichen Jugendarbeit.

In einem Podiumsgespräch gehen diese vier Menschen der Frage nach, was aus den Sehnsüchten von damals geworden ist und ob Träume für Verantwortung hinderlich oder förderlich sind.

Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist nur erforderlich, falls im Veranstaltungstext ausdrücklich dazu aufgefordert wird.

https://www.slpb.de/veranstaltungen/details/1315/

05.09. Film: Liebe und Revolution

globaLE Kino: "Liebe und Revolution"
Film + Diskussion

Liebe und Revolution (Griechenland / 2018 / 86 min / Yannis Youlountas / original mit dt. UT ) Anschließend Diskussion u.a. mit Nadja Rackowitz (Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte). Eintritt frei. (Bei schönem Wetter draußen vor der Halle im Skatepark, sonst drin in der Skatehalle.)

Fast zehn Jahre EU-Austeritätspolitik gegen Griechenland. Liberalisierung, Privatisierung, Sozialkürzungen, - Schleifung eines ganzen Landes, seiner Ökonomie und seiner Bevölkerung. Die Auswirkungen der brutalen, vor allem durch die deutsche Bundesregierung in der EU vorangetriebenen Politik sind fatal und heute vielfältig sichtbar.

Der große Teil der europäischen Medien behauptet, dass die Politik der Sparmaßnahmen in Griechenland ein Erfolg waren und Ruhe eingekehrt sei. Der Film beweist das Gegenteil. Eine musikalische Reise vom Norden in den Süden Griechenlands mit Menschen, die von Liebe und Revolution träumen.

Wann:
05.09.2019
20:00 Uhr

Wo
Heizhaus Grünau
Alte Salzstraße 68
04209 Leipzig

06.09. Film: Goldrausch - Die Geschichte der Treuhand

globaLE Kino: "Goldrausch - Die Geschichte der Treuhand"
Film + Diskussion

Goldrausch - Die Geschichte der Treuhand (BRD / 2012 / 94 min / Dirk Laabs / dt.) Anschließend Diskussion mit Gästen. Achtung: Die Veranstaltung beginnt bereits 18:30 Uhr und nicht wie sonst bei der globaLE üblich 20 Uhr. Eintritt frei.

Ende der 80er Jahre war das Bruttoinlandsprodukt der DDR höher als in zahlreichen europäischen Marktwirtschaften, die Pro-Kopf-Verschuldung der Menschen in der DDR lag deutlich unter der in der Alt-BRD. Dennoch wird auch 30 Jahre nach „der Wende“ noch immer das Märchen vom wirtschaftlichen Bankrott der DDR bedient, - gerade auch in diesem Jahr sind viele Medien voll von Desinformation.

Der Film erzählt die Geschichte der Treuhandanstalt, die nach der Annexion der DDR für die Privatisierung ostdeutschen Volkseigentums zuständig war. Ein dunkles Kapitel und der größte wirtschaftspolitische Skandal im Nachkriegsdeutschland: der Ausverkauf der DDR. In ihrer Schaffenszeit wurden in vier Jahren ungefähr 4000 DDR-Betriebe geschlossen, woraufhin zweieinhalb Millionen Arbeitsplätze verloren gingen.

Wie verwandelte die Treuhand ein produktives Volksvermögen von mehr als 600 Milliarden Mark innerhalb weniger Jahre in einen Schuldenberg von 264 Milliarden Mark? Ein Großteil des Geldes konnte durch Tricks und Kniffe in fremde Taschen fließen. Bis heute wurde der Skandal nie vollständig aufgeklärt. In Interviews kommen ehemalige Vorstandsvorsitzende sowie Bürgerrechtler zu Wort.

Wann:
06.09.2019
18:30 Uhr

Wo:
Völkerfreundschaft Grünau
Stuttgarter Allee 9
04209 Leipzig

06.09. Vortrag und Diskussion: Bericht von den Europäischen Außengrenzen

Die Verbannung der zivilen Seenotrettung, der Entzug von Aufenthalts- und Grundrechten, langfristige Inhaftierungen, Abschiebungen und Pushbacks sind einige der zentralen Faktoren im EUropäischen Grenzregime, die eine Politik der strukturellen Gewalt mit zunehmend nekropolitischer Ausrichtung befeuern. Am Beispiel der aktuellen
Situation in Marokko/Spanien und Italien werden wir diesen Entwicklungen nachgehen.

Vortrag 1: Externalisierung und Transit: Der Fall Marokko

Marokko gilt schon lange als Versuchslaboratorium für die Externalisierung der Außengrenze in Transit- und Herkunftsländer. Für subsaharische Migrant*innen in Marokko bedeutet die Externalisierung der Außengrenze, dass die gewaltsamen Effekte des bordering schon in ihrem alltäglichen Leben im Transit spürbar werden. In Ermangelung verfügbarer Zugänge zu den Grundrechten auf Arbeit, Wohnraum, Gesundheit und politischer Teilhabe leben viele Menschen in Marokko gesellschaftlich degradiert. Darüber hinaus bedeutet das Leben sans-papiers, dass die Menschen in ständiger Angst vor der Polizei versuchen ihren Alltag im Transit zu bestreiten. Bei den refoulments als Charakteristikum des spanisch-marokkanischen Genzraums (kollektive Abschiebungen an die algerische oder mauretanische Grenze) verschränken sich Formen
physischer und psyschicher Gewalt. Auf der anderen Seite sind alltägliche Kämpfe von Reisenden gegen das repressive Grenzmanagement wahrnehmbar. Der Vortrag wird versuchen den spanisch-marokkanischen Grenzraum in dem Spannungsfeld zwischen Mobilitätskontrolle und Kämpfen um Bewegungsfreiheit zu analysieren.

Vortrag 2: Nach der Ankunft: die Situation von Migrant_innen in Süd-Italien und aktuelle Entwicklungen

Vor dem Hintergrund des brutalen Agierens der „Libyschen Küstenwache“ sowie massiver Repression gegenüber Search-and-Rescue Organisationen (wie jüngst im Fall der SeaWatch 3) sind die Ankünfte in Italien über das zentrale Mittelmeer gegenwärtig auf dem niedrigsten Stand seit Jahren. Gleichzeitig wird die Kriminalisierung und Prekarisierung von sich bereits im Land befindlichen Migrant_innen mit dem im Herbst 2018 eingeführten und seitdem nach und nach umgesetzten sog. „Sicherheitsgesetz“ nochmals deutlich verschärft. Zentral sind hierbei die Abschaffung des in den letzten Jahren am häufigsten vergebenen Aufenthaltsstatus sowie der Entzug bzw. erschwerter Zugang zu materieller Unterstützung.
Der Vortrag wird diese und weitere aktuelle Entwicklungen im Kontext von Ankunft und Unterbringung von Migrant_innen in Süd-Italien darstellen und dabei insbesondere auf Fragen struktureller Gewalt, auf die Rolle städtischer Akteure, und schlussendlich auf Formen des Widerstands eingehen.

Beide Vorträge werden etwa 30 Minuten dauern. Anschließend wird ein Raum für Fragen und Diskussion geöffnet.

Referierende: Marian Henn, Karl Heyer

Wann:
Freitag 06.09.2019
19 Uhr

Wo:
IFZ (Institut für Zukunft)
An den Tierkliniken 38-40
04103 Leipzig

06.-08.09. Workshop: Flying Wheels Skateworkshop - Frauen- und Mädchen-Empowerment

Mithilfe gut ausgebildeter Workshopleiterinnen können sowohl Anfängerinnen als auch fortgeschrittenen Skaterinnen, zwischen 17-27 Jahren, den Conne Island Skatepark in einem zweitägigen Skateworkshop entdecken.

Die Workshops finden Freitag, den 06.09.19, Samstag, den 07.09.19, und Sonntag, den 08.09.19, jeweils von 12:00 - 14:00 Uhr statt.

Der Workshop ist kostenfrei. Skateboards, Helme und Schützer werden gestellt.

Die Anmeldung erfolgt unter: anmeldungworkshop@conne-island.de

Das Projekt wird gefördert durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung und durch den Urban Souls e.V. unterstützt.

06.09.-09.10.: Frei_Raum. Kino, Kultur und Politischer Dialog

Zum dritten Mal errichtet die Stiftung Friedliche Revolution in diesem Jahr auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ihren Pavillon mit indoor 80 Sitzgelegenheiten und outdoor bis zu 500 Plätzen, mit Podium und Außenbühne, Innen- und Außenleinwand und öffnet diesen für alle, die am Dialog interessiert sind und sich für Demokratie stark machen, die sich Themen der jüngsten Geschichte widmen möchten und dem, was uns heute, was uns aktuell unter den Nägeln brennt. Im „FREI_RAUM für Demokratie und Dialog“ präsentieren wir mit unseren Kooperationspartner_innen ein sechswöchiges Veranstaltungsprogramm, welches der politisch-kulturellen Bildung, der Einübung eines offenen Dialogs und der Förderung von Toleranz und Verständnis gewidmet ist. Die Stiftung möchte mit diesem Projekt zur Stärkung der Zivilgesellschaft beitragen und diejenigen unterstützen, die sich für Pluralität, Empathie und Mitmenschlichkeit einsetzen.

Im 30. Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution ist die Klimabewegung ebenso ein Thema wie Wohnungslosigkeit oder neue Ansätze zur Geschichtsschreibung des Jahres '89. Platz im FREI_RAUM haben außerdem die Künste: Konzerte und Theater, Dokumentar- und Spielfilme sind Teil des Programms sowie erstmals auch Hörspiele und Features.

Bei Facebook veröffentlichen wir tagesaktuell unser Programm und Informationen zu den Beteiligten, Künstler_innen und Podiumsgästen. Der FREI_RAUM ist generationsübergreifend, barrierefrei und kostenlos.

Weitere Infos auf der Website von Frei_Raum.

07.09. Rundgang: Das KZ-Außenlager Schönau

mit Mirko Koch

Leipzig war ein wichtiges Zentrum der Rüstungsindustrie während des Zweiten Weltkriegs. Hier waren schon vor 1933 viele metallverarbeitende Unternehmen wie die Hugo Schneider Aktiengesellschaft (HASAG) oder die Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft (ATG) mit großen Produktionsstätten ansässig. Mit Kriegsbeginn stellten sie ihre Produktion auf Rüstungsgüter, vor allem Flugzeugteile um. Dabei setzten sie zunächst vor allem ausländische zivile Zwangsarbeiter_innen und Kriegsgefangene ein. Ab 1943 wurde es „kriegswichtigen“ Betrieben außerdem möglich, KZ-Häftlinge zur Zwangsarbeit heranzuziehen. Ein System von KZ-Außenlagern entstand – eines davon in der Schönauer Lindenallee (heute Parkallee).

Im KZ-Außenlager „Leipzig-Schönau“ waren ab Sommer 1944 etwa 500 ungarische Jüdinnen interniert. Die Frauen und Mädchen mussten in der Flugzeugproduktion der ATG arbeiten. Das Lager unterstand bis Kriegsende als Außenlager dem KZ Buchenwald.

Am authentischen Ort des ehemaligen KZ-Außenlager „Leipzig-Schönau“ werden wir uns dem Phänomen der Zwangsarbeit zunächst allgemein annähern. Anschließend erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in den Lebens- und Arbeitsalltag der Häftlinge. Anhand von exemplarischen Biografien und Anschauungsmaterial begeben wir uns auf eine Spurensuche an einem Ort der wenig Spuren bietet.

Wann:
Samstag 07.09.2019
11.00 Uhr

Wo:
Treffpunkt Straßenbahnhaltestelle Parkallee (Tram 8, 15)

08.09. Lesung und Diskussion: Outside the box #7

Outside the box #7 – Lesung und Diskussion zum Thema „Erfahrung“

In diesen Zeiten eine Ausgabe zu Erfahrung? Redet die „outside the box“ jetzt nur noch über das Besondere? Oder wird die „outside“ jetzt ganz im Gegenteil völlig abgehoben, befasst sich nicht mehr mit der Veränderung der Gesellschaft, sondern nur noch mit Begriffsgeschichte? Kein StreikHeft? Kein Magazin gegen die Wahlen in Sachsen? Gegen § 218 und 219a? Gerade jetzt eine Ausgabe zu einer ganz abstrakten Frage?

Im Juli erschien die siebte Ausgabe der outside the box zum Thema Erfahrung. Wir werden einzelne Passagen aus dem Heft lesen, erzählen, wie es zu dieser Ausgabe kam und laden euch ein, mit uns die Inhalte zu diskutieren. Denn wie ihr vielleicht schon ahnt, geht es um beides: Es geht um die Erfahrungen als individuellen, subjektiven Moment – das Besondere, das nicht im Allgemeinen aufgeht. Es geht aber auch um die Beschäftigung mit einer theoretischen Reflexion über Erfahrung, denn die Wiedergabe von Einzelmomenten, das bloße Nebeneinanderstellen von individuellen Erfahrungen reicht nicht aus, wenn das Anliegen ist, eine feministische Gesellschaftstheorie zu formulieren.

Weitere Informationen zur outside the box findet ihr unter outside-mag.de

Wann:
Sonntag, 08.09.2019
Einlass: 15:30 Uhr
Veranstaltungsbeginn: 16 Uhr

Wo:
MONAliesA
Bernhard-Göring-Straße 152
04277 Leipzig

Eintritt:
Spendenempfehlung 2-10 Euro

10.09 Veranstaltung: Offenes Antifa Treffen

Nicht in einer politischen Gruppe organisiert? Neu in der Stadt? Kein Bock auf Nazis? Probleme mit den Rechten? Aus Überzeugung gegen Rassismus und Faschismus?

In ganz Deutschland werden Unterkünfte für Geflüchtete attackiert und in Brand gesetzt, besonders häufig in Sachsen. Rassist*innen und Nazis marschieren Woche für Woche in den unterschiedlichsten Orten auf. Am Rande dieser rechten Veranstaltungen werden Menschen von Nazis und Rassist*innen immer wieder bedroht und angegriffen. Jenseits von unkoordinierten Interventionsversuchen ist kaum nennenswerter Widerstand sichtbar. Bürgerlichen Protest gibt es kaum bis nie, gleichzeitig werden die verbliebenen Gegendemonstrant*innen mit staatlicher Repression überzogen.

Es ist wichtig, sich zu vernetzen und Strukturen aufzubauen, um den Widerstand zu organisieren – nicht nur gegen Rassismus und Faschismus, sondern auch gegen Nationalismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und die kapitalistische Gesamtscheiße. Du willst endlich was dagegen tun, wusstest bisher aber nicht wo, wie und mit wem? Dann komm zum Offenen Antifa Treffen (OAT).

Wann:
Dienstag, 10.09.2019
19:00 Uhr

Wo:
Conne Island
Koburger Straße 3
04277 Leipzig

11.09.: Diskussion/Vortrag: Strategien gegen Gentrifizierung

naTo
Karl-Liebknecht-Str. 46
04275 Leipzig

11.09.2019, 19:00 - 21:00 Uhr

Mit Lisa Vollmer (Kultursoziologin, Stadtforscherin)
Eine Veranstaltung der Vernetzung Süd in Kooperation mit der RLS Sachsen

Steigende Mieten? Probleme mit der Nebenkostenabrechnung? Kündigung der Wohnung aufgrund der Umwandlung in eine Eigentumswohnung? Ein Neubau, der zur Hälfte leersteht, während man keine preiswerte Wohnung findet? Das können Ursachen und Anzeichen von Gentrifizierung sein.
Für die Entwicklung solidarischer Lösungsansätze braucht es zunächst ein Verständnis der Problemlage, nur so können gemeinsamen Strategien erarbeitet werden. Die Stadtforscherin und stadtpolitische Aktivistin Lisa Vollmer versucht die Brücke zwischen theoretischen Erkenntnissen zu Gentrifizierungsprozessen und konkretem Aktivismus zu schlagen.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/DXOHA/strategien-gegen-gentrifizierung/

13.09. Film: Unter der Haut liegen die Knochen

Film „Unter der Haut liegen die Knochen“ von Marlene Pardeller zum Thema Femizid, Vorstellung der Kampagne „KeineMehr“

Er untersucht, wie das gesamtgesellschaftliche Problem der Frauen*morde in den politisch so unterschiedlichen Realitäten wie Italien und Mexiko sich dennoch so ähnlich gestalten kann. Dabei werden Frauenhauskoordinatorinnen, Trägerinnen von Traditionen wie Schuachplattlerinnen und Wrestlerinnen sowie Forscherinnen zu diesem Thema befragt, um die Kausalzusammenhänge zu erforschen.
Nach einer gemeinsamen Diskussion mit der Filmemacherin wird der Bezug zur deutschen Realität hergestellt. Jeden Tag wird in Deutschland versucht, eine Frau* umzubringen. Das ist keine Realität, die wir als Normalzustand akzeptieren können. Die Arbeit der KeineMehr-Kampagne wird von den Initiatorinnen vorgestellt. Ziel der Kampagne ist es, die Zustände in Deutschland zu benennen um sie nachhaltig zu verändern.

Wann:
Freitag 13.09.
19:00 Uhr

Wo:
MONAliesA
Bernhard-Göring-Straße 152
04277 Leipzig

14.09.: Workshop: Von Abendland bis Volksverdünner

linXXnet
Brandstraße 15
04277 Leipzig

14.09.2019, 10:00 - 17:00 Uhr

Mit Dr. Robert Feustel (Politikwissenschaftler, Sprachlos-Blog, Autor “Wörterbuch des besorgten Bürgers”), Nancy Grochol (Lektorin, Sprachlos-Blog, Autorin “Wörterbuch des besorgten Bürgers”)
Eine Veranstaltung des Abgeordnetenbüro linxxnet in Kooperation mit der RLS Sachsen

Die Sprache der neuen Rechten ist gleich doppelt interessant und gefährlich. Einerseits werden immer neue Euphemismen oder begriffliche Zumutungen verbreitet, die brutale Ausgrenzungen enthalten können. Andererseits, auf einer eher strukturellen Ebene, spielt die neue Rechte geschickt mit demagogischen und propagandistischen Tricks, die häufig Sachliches verdrängen, um dafür affektiv und emotional ihr Werk zu verrichten. Der Workshop nimmt sich beider Facetten an. Wir diskutieren typische Begriffe und etablierte rhetorische Mittel. Zudem wollen wir einen möglichen Umgang mit diesen Akteuren erarbeiten.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Bitte meldet euch an unter schmohl[at]rosalux-sachsen.de an. Der Anmeldeschluss ist der 07.09.2019.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/1CG1S/von-abendland-bis-volksverduenner/

16.09.-18.10.: Ausstellung: Kein Land in Sicht für Seenotrettung

Eine Ausstellung der Tageszeitung Neues Deutschland, veranstaltet vom Abgeordnetenbüro INTERIM und der RLS Sachsen

RLS Sachsen
und INTERIM
Demmeringstraße 32
04177 Leipzig

16.09.2019, 10:00 - 18.10.2019, 15:00 Uhr

Das Mittelmeer war 2018 erneut die gefährlichste Seeroute der Welt. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk lag dies an der restriktiven Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Während die EU-Staaten die Häfen schlossen, entstand eine Vielzahl an privaten Initiativen, die sich der Rettung von Menschen in Seenot annahmen. Auch wenn die Rettung Schiffbrüchiger im internationalen Recht verankert ist, werden viele Seenotrettungsorganisationen mit konstruierten Anklagen überzogen. Die Ausstellung porträtiert die Arbeit der Seenotretter*innen.

Die Ausstellung befindet sich in den Räumen der RLS Sachsen und des Abgeordnetenbüro INTERIM.
Öffnungszeit: Zu den jeweiligen Büroöffnungszeiten und nach Vereinbarung

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/KCCO5/kein-land-in-sicht-fuer-seenotrettung/

20.09. Demonstration: Klima-Demonstration

Am 20. September 2019, drei Tage vor dem 51. Treffen des Welt-Klimarates (IPCC), ruft Fridays for Future weltweit zum Klimastreik auf. Wie überall auf der erde werden wir auch in Leipzig demonstrieren un rufen zur großen Klima-Demo mit allen Generationen auf!

Klimagerechtigkeit und der Kampf gegen den Klimawandel gehen alle Menschen etwas an! Die Jüngeren haben mit #FridaysForFuture vorgelegt, jetzt laden wir erneut alle Menschen dazu ein gemeinsam mit uns auf die Straße zu gehen und für #Klimagerechrigkeit zu kämpfen!

Extra generationenfreundlich starten wir die Demo erst 15 Uhr, damit möglichst viele Menschen daran teilnehmen können.

Bleibt dran und merkt euch den Termin vor!

Es folgt noch eine ÜBERRASCHUNG!

Wann:
Freitag, 20.09.2019
15:00 Uhr

Wo:
Augustusplatz

21.09.: Tagung: ELTERN: Weniger oder mehr als ein Paar?

FAMILIA*FUTURA-Aktionstag

Pöge-Haus
Hedwigstraße 20
04315 Leipzig

21.09.2019, 10:00 - 22:00 Uhr

Mit Jochen König (Autor), Sookee (Musikerin), Brunhild Fischer (Shia e.V.), Hysterische MILFs und anderen
Eine Veranstaltung des familia*futura Netzwerkes in Kooperation mit Shia e.V., Rosa Linde e.V., LAG Queeres Netzwerk Sachsen e.V, Pöge-Haus e.V. und der RLS Sachsen

Die Lebensrealitäten von Familien in Deutschland entsprechen immer weniger dem traditionellen Ideal von Familie. Dadurch erfahren sie direkte oder indirekte Diskriminierung in der Gesellschaft und Marginalisierung durch die Politik. Es fehlen die positiven Bilder vom Elternsein jenseits der romantischen Zweierbeziehung. Deshalb dreht sich beim FAMILIA*FUTURA Aktionstag 2019 alles ums Familienleben mit weniger oder mehr als zwei Eltern: Um Ein-Eltern-Familien und Ko-Elternschaft.

Mehr Informationen unter: www.familiafutura.de und www.facebook.com/familiafuturafestival
Ganztätige Kinderbetreuung durch den Jugendtreff “Tante Hedwig”

22.09. Film und Gespräch: Die Mission der Lifeline

Sonderveranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Wochen Leipzig. Zu Gast ist Luise Baumgarten (Co-Regie/ Schnitt).

Der Filmemacher Markus Weinberg beschäftigt sich in seinem Dokumentarfilm mit dem Dresdner Verein „Mission Lifeline“. Der Verein macht sich auf den Weg in ein gefährliches Unterfangen: Seit Herbst 2017 rettet der Verein Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Der Vereins-Chef Axel Steier steht hinter dem Seenotrettungsprojekt. Bereits bei der Initiative Dresdner-Balkan-Konvoi hat er Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe gesammelt. Über 30 Hilfskonvois brachten die Dresdner Aktivisten auf die Flüchtlingsrouten des Balkans, bevor die Strecke nach einem Deal mit der Türkei lahmgelegt wurde. Nachdem bei einem Hilfseinsatz auf einer griechischen Insel Flüchtlinge vor den Augen der Retter ertrunken, fasste Steier den Entschluss, dass der Verein sich ein eigenes Schiff anschaffen müsse. Nachdem die Balkanroute von den Flüchtlingen nicht mehr genutzt werden kann, sind sie gezwungen, auf das Mittelmeer auszuweichen. Bereits in den ersten Monaten des Jahres 2017 ertranken auf diesem Wege Hunderte Flüchtlinge vor der libyschen Küste. Mit einer einzigartigen Spendenkampagne will Steier Geld für ein Schiff sammeln, während er parallel die Grundlagen der Seefahrt erlernt. Doch das private Leben von Axel Steier und seiner Frau verändert sich. So werden sie von PEGIDA-Ordnern verfolgt und von Rechtsextremisten bedroht.

Wann:
Sonntag, 22.09.
17:00 Uhr

Wo:
Kinobar Prager Frühling
Bernhard-Göring-Straße 152
04277 Leipzig

26./27.09.: Symposium: "Bildung in Demokratie und Diktatur - Bilanz und Perspektiven 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution"

XXIII. Theodor-Litt-Symposium

26.–27.09.2019 10:00–14:30 Uhr

Leipzig, Zeitgeschichtliches Forum, Grimmaische Straße 6, 04109 Leipzig, Deutschland

Mit der Deutschen Einheit stand Deutschland vor der Aufgabe, die neuen Bundesländer in die föderale Bildungslandschaft der Bundesrepublik zu integrieren. 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution stellt sich die Frage, wie Demokratieerziehung und -bildung vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der NS- und der SED-Diktatur sowie den Herausforderungen unserer Zeit (u. a. mangelndes Wissen über die DDR-Geschichte, die rasant fortschreitende Globalisierung und Digitalisierung, das Erstarken autoritärer Einstellungen, Vertrauensverluste in etablierte Parteien) ausgestaltet werden muss. Die Deutsche Gesellschaft e. V. möchte sich mit dem Symposium an der aktuellen Debatte beteiligen.

Die Veranstaltung wird mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien von der Deutschen Gesellschaft e. V. realisiert und findet in Kooperation mit der Theodor-Litt-Gesellschaft e. V., der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, dem Schulmuseum Leipzig, der Stadt Leipzig und dem Bildungswerk Sachsen der Deutschen Gesellschaft e. V. statt.

26. September (10.00-17.15 Uhr) bis 27. September 2019 (10.00-14.30 Uhr)

Veranstalter
Deutsche Gesellschaft e. V.

Informationen
Claudia Anke, SLpB
0351 85318-13, claudia.anke@slpb.smk.sachsen.de

Ausführliche Informationen zum Programm erhalten Sie unter folgendem Link:

https://www.deutsche-gesellschaft-ev.de/veranstaltungen/konferenzen-tagungen/993-2019-symposium-litt-tagung.html

Ansprechpartnerin und Anmeldungen:

Dr. Heike Tuchscheerer, Leiterin der Abteilung Politik und Geschichte der Deutschen Gesellschaft e. V.

Tel.: 030 88412-254 E-Mail: heike.tuchscheerer@deutsche-gesellschaft-ev.de

Um Anmeldung wird bis zum 24.09.19 gebeten.

Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei.
Kooperationspartner

SLpB - Sächsische Landeszentrale für politische Bildung

28.09.: Workshop: Pressearbeit für politisch Aktive

Der genaue Ort steht noch nicht fest!
04177 Leipzig

28.09.2019, 10:00 - 16:00 Uhr

Mit Sarah Ullrich (freie Journalistin)

Pressearbeit ist häufig ein wichtiger Bestandteil politischen Engagements. Dabei ist es aber meistens gar nicht so einfach, mit dem eigenen Engagement auch in die Presse zu kommen. Wir wollen in dem Workshop darüber sprechen, wie eine gute Pressearbeit aussieht und was dazu gehört. Anstatt nur theoretisch darüber zu sprechen, wird in dem Workshop viel Zeit sein, das Schreiben von Pressemitteilungen oder den souveränen Umgang bei einem Interview mit Medienvertreter*innen zu üben.

Die Teilnehmer*innenzahl ist begrenzt, bitte meldet euch unter folgender Adresse zum Workshop an: presseworkshop@gmx.de

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/PQ1J4/pressearbeit-fuer-politisch-aktive/

Spendenaufruf: Wurzener Netzwerk bittet nach erneutem Angriff um Spenden

Wiederholt war das Netzwerk für Demokratische Kultur e.V. (NDK) Ziel eines Angriffs durch drei mutmaßlich rechtsextremistischen Personen. Diese haben in der Nacht vom 2. zum 3. August die Fensterscheiben des Kulturkellers des Kultur- und Bürger_innenzentrums D5 in Wurzen mit mehreren Steinwürfen beschädigt. Der Sachschaden ist noch nicht beziffert, liegt aber bei mehreren hundert bis sogar 1000 Euro. Die Polizei bzw. der Staatsschutz haben nun die Ermittlngen übernommen und werden u.a. Videobeweise der Überwachungskamera auswerten.

Bereits am 12. Mai wurde das D5 nach einem Fußballspiel des ATSV Wurzen gegen den Roten Stern Leipzig in Wurzen durch mehrere Neonazis aus einem Mob von bis zu 70 Personen heraus mit Flaschen beworfen und Überwachu8ngstechnik beschädigt und gestohlen. Ebenso wurde 2018 mehrmals der Schau- und Infokasten des Zentrums mit Nazisymbolen beschmiert und zudem zerstört.

"Wir lassen uns natürlich nicht von der- oder andersartiger Gewalt einschüchtern und machen selbstverständlich weiter, wie bisher. Dafür haben wir den Auftrag und dafür bekommen wir unsere Förderung. Das heißt, die Attitüde unserer Arbeit ist und bleibt es, Projekte und Veranstaltungen zu machen, die Menschen verbindet und nicht trennt.", sagt der Vereinsvorsitzende des NDK, Jens Kretzschmer und ergänzt: "Fakt ist allerdings auch, dass wir nach solchen Angriffen fast immer auf den Kosten der Schäden, die sich im Laufe der Jahre auf mehrere tausend Euro beziffern lassen dürften, sitzen bleiben. Vandalismus ist nicht versichert, Fördermittel dafür nicht verwendbar. Deshalb bitten wir Sie und euch herzlich darum, uns mit Spenden zu helfen. Dafür möchten wir uns schon jetzt bei Ihnen und euch bedanken!“

Gespendet werden kann auf das NDK-Spendenkonto unter IBAN: DE03 4306 0967 40 107 23 202 bei der GLS Gemeinschaftsbank eG (BIC: GENODEM1GLS) oder direkt über das Online-Spendentool der GLS-Bank.

Zur aktuellen Berichterstattung auf wurzener-land-nachrichten.de

Für Infos und bei Fragen können Sie sich/ könnt ihr euch natürlich gerne an uns wenden. Per Email über team[at]ndk-wurzen.de oder per Telefon über 034 25 - 85 27 10.

Wahlkompass Antidiskriminierung

Noch keine Ahnung wen du wählen sollst? Dann hilft möglicherweise der Wahlkompass Antidiskriminierung, welcher eine Übersicht zum Themenfeld Diskriminierung und den Positionen der Parteien liefert.

02.09.: Film: "Film flüstern & SCHREIEN - Ein Rockreport", Chemnitz

REIHE: L///OST///TRACES - Verlorene Spuren - Filme der DEFA 1980-1990

Mediencafé “m54”, AJZ
Chemnitztalstraße 54
09114 Chemnitz

02.09.2019, 21:00 - 23:00 Uhr

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen in Kooperation mit dem AJZ Chemnitz

Urbane Konflikte um die Gestaltung der Großstadt, Debatten um Subversionsstrategien im Pop, die Verteidigung nichtheteronomative Lebensentwürfe, die Blüte der Hackerkultur -
Allesamt Themengebiete, die das heutige politische Denken und die öffentlichen Debatten mitbestimmen.
Nicht nur Spuren dieser Debatten finden sich interessanterweise in den späten Produktionen der DDR-Filmfirma DEFA. Ende der 80er Jahre spielten sich in der Kultur- und Filmszene vorrevolutionäre Prozesse ab - kein kulturpolitisch initiiertes Tauwetter wie Anfang der 60er oder 70er Jahre, sondern ganz offenbar Teil weltweiter kultureller und wirtschaftlicher Transformationsprozesse. Der Schockabsorber der DDR-Zensur war ausgefallen und so setzten Ende der 80er Jahre die Regisseur*innen und Autor*innen der DEFA Konflikte um Identität, Sexualität, Ökonomie, Technik und Urbanität in Spielfilmlänge auf die Agenda.
Nationale Leit-Erzählung in Deutschland ist die von polit-ökonomischem Zusammenbruch der DDR und Einheit 1989/90. Das Bewußtsein viel tiefgreifenderer Konflikte, deren Teil auch der Niedergang des DDR-Modells war, und die dabei wirksamen Potentiale werden von einer nationalen Erzählung einplaniert, die Spuren eingeebnet. Die oben erwähnten Phänomene in der DDR zu verorten, erscheint deshalb fatalerweise als Kuriosität. Höchste Zeit nochmal nachzuschauen, wie die Postmoderne zwischen Fichtelberg und Kap Arkona einschlug.

Zum Film:
Dieter Schumann präsentiert ein neues Lebensgefühl der jungen Generation, die mit Hilfe der Rock-Musik ihre Lebenseinstellung und Abneigung gegenüber dem Leben der Eltern zum Ausdruck bringt.
Der 1988 gedrehte Film ist ein Roadmovie. Er vermittelt einen Einblick in die DDR-Musikszene mit so bekannten Gruppen, wie Feeling B, Silly, Sandow etc. Der Regisseur begleitet sie auf ihren Konzerttourneen quer durch ein Land, das sich im Aufruhr befindet.

Zum Regisseur:
Dieter Schumann (* 22. Juni 1953 in Ludwigslust) ist ein deutscher Dokumentarfilm-Regisseur, Autor und Produzent aus Mecklenburg.
Bekannt wurde er durch den Rockreport flüstern & SCHREIEN, der Einblicke in die Underground-Musikszene der DDR bietet. Er wurde 1988 in den Kinos der DDR gezeigt und stellte dort ein Novum dar, da er die widersprüchlichen Lebenswelten der Vorwendezeit realistisch darstellte. Der Film machte die alternative Musik der DDR auch außerhalb ihrer Grenzen bekannt und erhielt internationale Anerkennung. Sein Film Wadans Welt – Von der Würde der Arbeit über den Niedergang der Wismarer Waden-Werft wurde vielfach ausgezeichnet. Dabei wurde ihm allerdings von der Wochenzeitung Die Zeit vorgeworfen, Verhältnisse zu verklären, statt sich auf die Suche nach Ursachen zu begeben. Darüber hinaus wurde er vom Ministerpräsidenten Erwin Sellering für seine Verdienste um die Film- und Kulturlandschaft im Norden mit dem Landeskulturpreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/ZRSBT/fluestern-%26-schreien---ein-rockreport/

03.09.: Vernissage: "Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale", Dresden

Eine Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Veranstaltungsort
"Wir AG"
Martin-Luther-Straße 21
01099 Dresden

03.09.2019, 19:00 - 25.09.2019, 21:00 Uhr

Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale

Eine gemeinsame Veranstaltung der WIR-AG und der RLS Sachsen
Die Ausstelung während der Öffnungszeiten der WIR-AG und der RLS Sachsen sowie an Veranstaltungstagen besichtigt werden.
Wer in diesem Jahr an 30 Jahre politische Wende in der DDR und an die Grenzöffnung erinnert, kommt an einem Thema nicht vorbei: der Treuhandanstalt. Heute ist offensichtlich, dass deren marktwirtschaftliche „Schocktherapie“ sich massiv bis in die Gegenwart auswirkt – wirtschaftlich-strukturell ebenso wie individuell-biografisch.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lässt in einer neuen Wanderausstellung Zeitzeug*innen zu Wort kommen, deren Lebensgeschichte durch das Agieren der Treuhandanstalt unmittelbar beeinflusst wurde. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna, Kumpel im Kaliwerk Bischofferode oder Fernsehelektronikerin in Oberschöneweide. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucher*innen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Über QR-Code können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die damalige Stimmungslage auch heute noch widerspiegelt.
Dabei zeigt sich: Die hier geschilderten Erlebnisse und Empfindungen stehen beispielhaft für die Lebensgeschichten von Millionen Ostdeutscher, die durch Privatisierungen, Betriebsschließungen und Massenentlassungen – zeitweilig oder dauerhaft – an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Besonders bitter für die Betroffenen war, dass die Treuhandanstalt auf individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen und Kenntnisse aus 40 Jahren DDR ebenso wenig Rücksicht nahm wie auf Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90.
In der von Rohnstock-Biografien kuratierten Ausstellung werden die Berichte der Betroffenen gerahmt durch die Geschichte volkseigener Betrieben und Kombinate, deren Schicksal unter dem Regime der Treuhandanstalt nachgezeichnet wird. Auch sie stehen exemplarisch dafür, wie die Treuhandanstalt mit dem volkseigenen Vermögen der DDR-Bürger*innen umging. Parallel zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch mit den Geschichten der Zeitzeug*innen, welches in der Ausstellung kostenfrei erhältlich ist.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/94R7J/schicksal-treuhand-%E2%80%93-treuhand-schicksale/

10.09.: Diskussion/Vortrag: "Veränderung der Arbeitswelt - flexibel, hip und burn out", Chemnitz

Haus der Gewerkschaften
Augustusburger Straße 33
09111 Chemnitz

10.09.2019, 18:00 - 20:00 Uhr

Mit Enrico Zemke (ver.di), Lars Fassmann (kreatives Chemnitz), MdL Nico Brünler (Dipl.-Volkswirt)
Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Kooperation mit DGB Südwestsachsen

Immer stärker drängen neue Technologien sowie Vernetzung in unsere Arbeitswelten. Viele vom Menschen bisher ausgeführte Tätigkeiten werden von Technik übernommen, neue Produkte kommen auf den Markt mit bisher unbekannten Eigenschaften. Immer mehr Menschen stellen sich bewusst oder unbewusst die Frage, ob ihre Arbeit in Zukunft durch Technik ersetzt wird.
Die Diskussion will Tendenzen der Entwicklung auf die vielfältigen Bereiche des menschlichen Lebens aufzeigen und einen gesellschaftlichen Diskurs darüber befördern.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/ERBT3/veraenderung-der-arbeitswelt---flexibel-hip-und-burn-out/

17.09.: Workshop: Rechtsradikalismus im Naturschutz, Dresden

REIHE: Junge Rosa

"Wir AG"
Martin-Luther-Straße 21
01099 Dresden

17.09.2019, 18:00 - 20:00 Uhr

Mit Jakob Müschen (Referent für das Projekt FARN – Fachstelle Radikalisierungsprävention im Naturschutz)

Wie kommt es, dass sich gerade extrem rechte Parteien und Organisationen immer wieder mit Natur- und Umweltschutz auseinandersetzen? Und was hat das mit „Blut und Boden“ oder dem Ethnopluralismus zu tun? Wieso hat die rechtsextreme neonazistische Kleinpartei „Der III. Weg“ Interesse an nachhaltigen Energie- und Mobilitätskonzepten? Und wie kommt es, dass ausgerechnet die NPD sich gegen Gentechnik in der Landwirtschaft ausspricht?
Naturschutz ist von Anfang an eines der Kernthemen von Rechtsradikalen. Rechte Gruppierungen und Akteur*innen bedienen sich ökologischer Themen, um ihre Forderungen in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.
Um für die Gefahren, die hinter verschiedenen Konzepten des Naturschutzes stecken zu sensibilisieren und einen eigenen, linken und menschenbejahenden Natur- und Umweltschutz zu gestalten ist es wichtig, sich die Entstehungsgeschichte der Natur- und Umweltschutzbewegung zu vergegenwärtigen. Daher geht der Workshop auf die Entstehungsgeschichte des Natur- und Umweltschutzes ein und analysiert anhand von historischen Quellen die enge Verknüpfung von Naturschutz und rechter Ideologie.
Jakob Müschen ist Politikwissenschaftler und arbeitet u. a. als Referent für das Projekt FARN – Fachstelle Radikalisierungsprävention im Naturschutz.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/GF37B/rechtsradikalismus-im-naturschutz/

19.-21.09. Radio Activists – offen, unabhängig und frei? Freie Radios als öffentliche Räume in DE, Österreich, Ungarn und international, Halle

Aktionstagung – in Halle (Saale) und OnAir!
19.09.-21.09.2019
Orte: Zazie Kino, Radio Corax, WUK Theaterquartier

„Freie Radios“ – auch als Community Media bekannt – sind eine Form zivilgesellschaftlicher Medien, die unabhängig, nicht-kommerziell und selbstorganisiert arbeiten. Gemeinsam ist ihnen ein gesellschaftskritischer Ansatz, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf emanzipatorischem und kritischem Journalismus und dem Zugang für Subkulturen und gesellschaftlich marginalisierten Gruppen liegt. Der Tendenz einer zunehmend entfremdeten, gewinnorientierten und entsolidarisierten Medienlandschaft setzen Freie Radios sowohl physische als auch virtuelle Räume der Begegnung entgegen, in denen nicht nur mediale Kompetenzen vermittelt werden, sondern in denen Menschen unabhängig von Herkunft, Status oder Einkommen durch gemeinschaftliches Handeln grundlegende demokratische Werte erlernen und Zugang zur Öffentlichkeit erlangen können. Freie Radios agieren in diesem Sinne mit dem emanzipatorischen Anspruch, gesellschaftliche Gleichheit und individuelle Freiheit zu fördern.

Unsere Aktionstagung geht – OnAir und in Halle (Saale) vor Ort – der historischen Entwicklung der Freien Radioszene in der BRD und der ehemaligen DDR nach. Sie diskutiert die Herausforderungen, unter denen Freie Radios international, europäisch und auch im bundesrepublikanischen Kontext unter den Bedingungen von „shrinking spaces“, des europäischen Rechtsrucks und der zunehmenden Polarisierung politischer Auseinandersetzungen gegenwärtig agieren. Denn der Erfolg rechter Strömungen setzt freie Radioprojekte als offene Räume der Inklusion und Selbstermächtigung überall dort unter Druck, wo autoritäre Gesellschaftsprojekte die Demokratie an sich unter Druck setzen – und das nicht nur international, sondern auch in Europa. Deshalb lohnt ein vergleichender Blick auf die Situation Freier Radios besonders in den Regionen, in denen die Zivilgesellschaft und der freie Zugang zur Öffentlichkeit in Gefahr sind. Zudem fragen wir Radio-Aktivist*innen nach dem bundesrepublikanischen Zugang zu Radio-Öffentlichkeit, loten das Verhältnis von Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit aus und stellen Radio-Praxen von (Gegen)Öffentlichkeit vor.
Informieren – Vernetzen – Austauschen – Wissen teilen
Für: Radio-Enthusiast*innen, Radio-Aktivist*innen, medienpolitisch Engagierte und Interessierte

Bitte für den 21.09. bis zum 13. September anmelden unter: anmeldung@boell-sachsen-anhalt.de

PROGRAMM

ERÖFFNUNG Donnerstag, 19.06.2019

18:00-21:00 Uhr, Zazie Kino und Bar (Kleine Ulrichstr. 22)

“Wir bitten nicht länger um Erlaubnis – Geschichten um das Freie Radio Dreyeckland”
Film und Filmgespräch mit:
Jan Bönkost (Archiv der Sozialen Bewegungen Bremen, promoviert zur Geschichte der Piratenradios in der BRD)
Heide Platen (Journalistin und Radiopiratin in Frankfurt)
Dirk Tescher (DDR-Opposition, Verhaftung wegen Verbreitung von RadioPiraten Kassetten)

Freitag 20.09.2019

vormittags, OnAir
Gespräche und Hintergründe zur Situation Freier Radios weltweit (die Programmvorschau folgt in Kürze an dieser Stelle)

10:30 Uhr , Radio Corax
vernetzendes Redaktionsfrühstück zum Thema: Freies Radio und politischer Rechtsruck – Zur Situation in Sachsen
anschließend OnAir: Diskussion mit Teilnehmer*innen zum Thema

13:00-15:00 Uhr, OnAir
OnAir: Fachgespräch mit Medienpolitiker*innen: Herausforderung “Freie Radios” u.a. mit Dr. Claudia Maicher (MdL, BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN Sachsen, angefragt) Gerald Heere (freier Medienberater, stellvertretender Vorsitzender der Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM))

19:00-22:00 Uhr, WUK Theater Quartier (Holzpl. 7a)
“Unter Druck – Freie Radios in Ungarn, Österreich und Slowenien”
Podiumsdiskussion mit:
Martin Wassermair (Leitung Politikredaktion Dorf TV, Linz)
Vertreter*in von Radio Student (Slowenien) – t.b.a.
Ákos Cserháti (Geschäftsführer von Civil Radio Budapest, Ungarn)
Michael Nicolai (AMARC Europe, Weltorganisation der Community Radios – Sektion Europa)

Samstag, 21.09.2019 , WUK Theater Quartier (Holzplatz 7a)

10:30-12:00 Uhr

Alles auf Start! Zugang zur Radio-Öffentlichkeit und Repräsentation
Vertreter*in Freies Radio FRATZ (Flensburg) – t.b.a.
Stefan Tenner (Freies Radio Neumünster)
Susan Goldammer (Radio F.R.E.I., Erfurt und Vorstand BFR)

Mittagessen und Vernetzungsmöglichkeiten

13:00-14:30 Uhr

Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit – Perspektiven und Aufgaben
Gespräch mit:
Torsten Liesegang (u.a. Autor des Buches „Öffentlichkeit und öffentliche Meinung: Theorien von Kant bis Marx (1780-1850)“, Würzburg 2004)
Jakob Hayner (Journalist und freier Autor)

Kaffeepause

15:00-17:00 Uhr
Vom Anspruch zur Praxis – Beispiele aus Rostock, Erfurt und Freiburg
Podiumsdiskussion mit:
Vertreter*in des Projekts “Radio Utopia” (Radio Lohro, Rostock)
Vertreter*in des radioübergreifenden feministischen Sendetags zum 8. März 2019 in Erfurt
Vertreter*innen von Colourful Voices – Netzwerk der Geflüchtetenredaktionen (Freiburg)

Weitere Infos unter http://www.boell-sachsen-anhalt.de/event/radio-activists-offen-unabhaengig-und-frei-freie-radios-als-oeffentliche-raeume-in-de-oesterreich-ungarn-und-international/

30.09.-28.10.: Ausstellung: Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale, Crimmitschau

Eine Ausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Sächsisches Industriemuseum I Tuchfabrik Gebr. Pfau
Leipziger Straße 125
08451 Crimmitschau

30.09.2019, 18:30 - 28.10.2019, 18:30 Uhr

Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale

Eine gemeinsame Veranstaltung des Sächsischen Industriemuseums I Tuchfabrik Gebr. Pfau und der RLS Sachsen

Wer in diesem Jahr an 30 Jahre politische Wende in der DDR und an die Grenzöffnung erinnert, kommt an einem Thema nicht vorbei: der Treuhandanstalt. Heute ist offensichtlich, dass deren marktwirtschaftliche „Schocktherapie“ sich massiv bis in die Gegenwart auswirkt – wirtschaftlich-strukturell ebenso wie individuell-biografisch.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lässt in einer neuen Wanderausstellung Zeitzeug*innen zu Wort kommen, deren Lebensgeschichte durch das Agieren der Treuhandanstalt unmittelbar beeinflusst wurde. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna, Kumpel im Kaliwerk Bischofferode oder Fernsehelektronikerin in Oberschöneweide. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besucher*innen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Über QR-Code können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die damalige Stimmungslage auch heute noch widerspiegelt.
Dabei zeigt sich: Die hier geschilderten Erlebnisse und Empfindungen stehen beispielhaft für die Lebensgeschichten von Millionen Ostdeutscher, die durch Privatisierungen, Betriebsschließungen und Massenentlassungen – zeitweilig oder dauerhaft – an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. Besonders bitter für die Betroffenen war, dass die Treuhandanstalt auf individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen und Kenntnisse aus 40 Jahren DDR ebenso wenig Rücksicht nahm wie auf Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90.
In der von Rohnstock-Biografien kuratierten Ausstellung werden die Berichte der Betroffenen gerahmt durch die Geschichte volkseigener Betrieben und Kombinate, deren Schicksal unter dem Regime der Treuhandanstalt nachgezeichnet wird. Auch sie stehen exemplarisch dafür, wie die Treuhandanstalt mit dem volkseigenen Vermögen der DDR-Bürger*innen umging. Parallel zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch mit den Geschichten der Zeitzeug*innen, welches in der Ausstellung kostenfrei erhältlich ist.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Amadeu Antonio Stiftung: Demokratie in Gefahr. Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD

Im 70. Jahr des Bestehens wird das Grundgesetz wie wohl noch nie von innen angegriffen. Ein maßgeblicher Akteur dahinter ist der parlamentarische Arm der radikalen Rechten: die Alternative für Deutschland. Bei den Angriffen geht es nicht nur um einzelne Artikel, sondern um zentrale Prinzipien unserer Verfassung, wie Menschenwürde, Gleichstellung, Presse- und Religionsfreiheit.
Aber auch die Souveränität des Rechtsstaates und das Monopol staatlicher Gewalt insgesamt werden infrage gestellt. Identitätspolitiken, Chauvinismus und Nationalismus bedienen Ängste und Ressentiments, die wiederum Ausgrenzung, Gewalt und Mord legitimieren.

Mit der Handreichung wollen wir all jene unterstützen, die von Angriffen der AfD betroffen sind, und Engagierten in Zivilgesellschaft, Medien, Kunst, Parlamenten, Bildung und anderen Bereichen Informationen und Handlungsempfehlungen für die Auseinandersetzung mit der radikalen Rechten an die Hand geben. Denn es geht nicht nur um einen Meinungsstreit, sondern um die Verteidigung der offenen Gesellschaft und des demokratischen Miteinanders.

Weitere Informationen, Download und Bestellung bei der Amadeu Antonio Stiftung.

Birte Schröder: Zugehörigkeit und Rassismus. Orientierungen von Jugendlichen im Spiegel geographiedidaktischer Überlegungen

Mit Ansätzen des interkulturellen Lernens soll im Geographieunterricht Rassismus entgegengewirkt werden. Der Geographiedidaktik fehlt allerdings bisher eine systematische Auseinandersetzung mit lebensweltlichen Zugehörigkeits- und Rassismuserfahrungen von Lernenden. Birte Schröder füllt diese Lücke und setzt sich in ihrer empirischen Untersuchung mit unterschiedlichen Zugehörigkeitsaushandlungen von Jugendlichen in der Migrationsgesellschaft auseinander. Dabei stehen Brüche, Irritationen und Widerstände im Umgang mit rassismusrelevanten Grenzziehungen und Deutungsmustern im Mittelpunkt. Darauf aufbauend schlägt sie Orientierungslinien für eine rassismuskritische geographische Bildung vor.

Infos und Bestellung bei Transcript.

Ina-Maria Maahs: Utopie und Politik. Potenziale kreativer Politikgestaltung

Das aktuelle realpolitische Agieren ist durch Alternativlosigkeit und eine beständige Fortsetzung des Status quo geprägt. Während sich die Gesellschaft technologisch und ökonomisch immer schneller entwickelt, fehlt es an Innovationen im politischen Bereich. Gleichzeitig finden politische Utopien als Medien von Zeitkritik und alternativen Lösungsvorschlägen für gesellschaftliche Missstände in der politischen wie politikwissenschaftlichen Debatte wenig Beachtung. Ina-Maria Maahs zeigt jedoch: Utopisches Denken als Denken in Möglichkeiten existiert auch heute und offeriert bislang ungenutztes Potenzial für eine kreative Politikgestaltung, die innovativ, nachhaltig und gemeinwohlorientiert ist.

Infos und Bestellung bei Transcript.

Maximilian Pichl / Timo Tohidipur (Hg.): An den Grenzen Europas und des Rechts. Interdisziplinäre Perspektiven auf Migration, Grenzen und Recht

Rechtlich gesetzte Grenzen sind Konstanten der zeitgenössischen politisch-rechtlichen Staatenrealität. Zugleich sind sie aber auch der (teilweise imaginierte) Ort, an dem das Versprechen auf steuerbare Migration umgesetzt werden soll: Neben den physischen sind es vor allem auch diese abstrakten Grenzen, die den Zuzug nach Europa bestimmen.

Die disziplinübergreifenden Beiträge dieses Bandes untersuchen die Zugangsbedingungen für Menschen nach Europa und die damit zusammenhängende Relevanz von Recht und Grenzen. Neben philosophischen, juristischen, wirtschaftswissenschaftlichen und politologischen werden auch die journalistischen Beobachtungen des Lebens nach der Grenze sowie die filmische Auseinandersetzung mit dem Ankommen diskutiert. Dabei wird sowohl der theoretische Kontext als auch Kritik an bestehender Rechtspraxis konstruktiv ausgelotet.

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Wolfgang Bergem / Paula Diehl / Hans J. Lietzmann (Hg.) Politische Kulturforschung reloaded Neue Theorien, Methoden und Ergebnisse

Die Prozesse kultureller Transformation in den gegenwärtigen Demokratien lassen sich mit den traditionellen Ansätzen der politischen Kulturforschung, bei denen vor allem politische Präferenzen untersucht werden, nicht mehr adäquat erfassen. Um die Wirksamkeit kultureller Dispositionen der Wahrnehmung und Beurteilung des Politischen sowie politischen Entscheidens und Handelns heute verstehen und analysieren zu können, bedarf es neuer Konzepte. Dieser Band versammelt Beiträge mit Befunden aktueller Forschung zu den politischen Dimensionen von Kultur und den kulturellen Dimensionen von Politik sowie mit innovativen theoretischen, programmatischen und methodischen Ansätzen.

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Ina Henning / Sven Sauter / Katharina Witte (Hg.): Kreativität grenzenlos!? Inner- und außerschulische Expertisen zu inklusiver Kultureller Bildung

Wie kann die Kulturelle Bildung die Barrieren überwinden, die die Teilhabe an Kunst und Kultur erschweren?

Dieser Band sammelt und systematisiert bereits bestehende inner- und außerschulische Expertisen aus dem weiten Feld der inklusiven kulturellen Bildung mit dem Fokus auf Musik, Tanz/Bewegung, Theater und Kunst. Die Beiträger_innen zeigen, dass die diskriminierungsfreie Teilhabe daran ermöglicht werden kann, indem die Kulturelle Bildung die Menschen in ihrem kreativen Vermögen anspricht und im konkreten Handeln Mut macht zur Begegnung mit der gelebten Vielfalt.

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Thomas Alkemeyer / Nikolaus Buschmann / Thomas Etzemüller (Hg.): Gegenwartsdiagnosen. Kulturelle Formen gesellschaftlicher Selbstproblematisierung in der Moderne

Das Geschäft der Gegenwartsdiagnose hat Konjunktur: Diagnostiziert werden in naher Zukunft drohende Klimakriege, der Kollaps der Energieversorgung oder gleich die Auslöschung der gesamten Menschheit, aber auch ein Verlust von ›Heimat‹, ›Werten‹ oder – im Zuge der Digitalisierung – kognitiven Fähigkeiten in der ›Jugend‹.

Vor dem Hintergrund einer tiefen diagnostischen Prägung der modernen Welt- und Selbstwahrnehmung, in der tendenziell alles und jeder einem untersuchenden Blick unterzogen, vermessen und im Hinblick auf mögliche Fehlentwicklungen, Abweichungen und Bedrohungspotenziale ausgekundschaftet wird, untersuchen die Beiträge des Bandes, wie als Diagnosen auftretende Gegenwartsdeutungen entstehen und wirksam werden.

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Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter

Was noch in den 1990er Jahren undenkbar war, ist mittlerweile Alltag: Ganze Bevölkerungsgruppen verlassen den Boden der gemeinsamen Wirklichkeit, kehren etablierten politischen Narrativen zornig den Rücken oder bestreiten gar die Gültigkeit wissenschaftlichen Wissens. Der Aufstieg des Rechtspopulismus markiert nach Dekaden der Konsenskultur eine erneute Politisierung der Gesellschaft.

Gängige Erklärungen für die Entstehung des Rechtspopulismus ziehen die Ereignisse der Fluchtmigration von 2015 oder vorgebliche Persönlichkeitsdefizite seiner Anhänger als Ursachen heran. Cornelia Koppetsch dagegen sieht die Gründe in dem bislang unbewältigten Epochenbruch der Globalisierung. Wirtschaftliche, politische oder kulturelle Grenzöffnungen werden als Kontrollverlust erlebt und wecken bisweilen ein unrealistisches Verlangen nach der Wiederherstellung der alten nationalgesellschaftlichen Ordnung. Konservative Wirtschafts- und Kultureliten sowie Gruppen aus Mittel- und Unterschicht, die auf unterschiedliche Weise durch Globalisierung deklassiert werden, bilden dabei eine klassenübergreifende Protestbewegung gegen die globale Öffnung der Gesellschaft.

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CfP: "Technocultures & Technoscapes"

Call for Papers für die NKG XVII in Bonn, 30.01.-01.02.2020

Technik prägt die gesellschaftliche Raumerfahrung: von der Erreichbarkeit entfernter Orte durch Techniken und Infrastrukturen der Mobilität, über die Erschließung des Stadtraums mit Online-Kartendiensten, die Interaktion mit technischen Assistenzsystemen im Wohnraum, dezentral-vernetzte Arbeits- und Produktionsprozesse, bis hin zum online-shopping, das nicht zuletzt durch die globalen Netze der Logistik möglich gemacht wird. Selbst die Erfahrung scheinbar nicht-technisierter Naturräume ist zutiefst vermittelt durch Technik: von der weltumspannenden Wissensinfrastruktur der Erdsystemforschung bis hin zu lokalen Projekten, die bedrohte Tierarten mit Sensoren sichtbar machen. Diese technische Raumerfahrung kann immer weniger als eine abgeleitete Raumerschließung verstanden werden, die einem „ursprünglichen“, verkörperten In-der-Welt-sein gegenübergestellt ist. Vielmehr werden technische Devices immer mehr zu selbstverständlichen Bestandteilen des Alltags, mithin sogar des Körpers, und ermöglichen so eine zunehmend intuitive Raumerfahrung. Techniken werden zur Lösung gesellschaftlicher Probleme mobilisiert, erzeugen aber auch selbst gewaltige Probleme und nicht-intendierte Nebeneffekte.

Die NKG soll einen Überblick über die kulturgeographische Technikforschung und die Vielfalt ihrer theoretischen Inspirationen, konzeptionellen Zugänge und empirischen Gegenstände ermöglichen. Diese Vielfalt soll zum Ausgangspunkt der Diskussion werden:

Wie kann die Kulturgeographie Ansätze der sozial- und kulturwissenschaftlichen Technikforschung produktiv aufnehmen und weiterentwickeln? Inwieweit wird durch den Fokus auf Techniken und technologisch-generierte Daten das konstruktivistische Paradigma, das die Neue Kulturgeographie seit ihrer Entstehung geprägt hat, herausgefordert und durch post-konstruktivistische Perspektiven erweitert? Welche analytischen und kritischen Positionen kann die kulturgeographische Technikforschung jenseits von konservativem Kulturpessimismus, aber auch jenseits von naiver Technikbegeisterung oder akzeptanzfördernder Begleitforschung erschließen? Welchen Beitrag kann sie zum Verständnis der kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit leisten?

Wir freuen uns über Beiträge, die sich den folgenden Fragen und Themen widmen:

- Wie drücken sich in Technologien bestimmte Zukunftsvisionen, Utopien und Dystopien aus? Welche Bedeutung kommt Technologien in Vorstellungen von gesellschaftlichem „Fortschritt“, „Modernisierung“ oder „Entwicklung“ zu?

- Wie wird Technik als Vermittlerin zwischen Natur und Kultur mobilisiert? Wie verändern Biotechnologien das Verhältnis von Leben und Technik? Welche Bedeutung haben technische Infrastrukturen für die Organisation von Stoffwechselprozessen zwischen Natur und modernen, urbanisierten Gesellschaften? Welche Formen von Naturerfahrungen, Naturschutz, Natureinhegung und -kontrolle ermöglichen Technologien?

- Wie werden durch Technologien globale räumliche und soziale Ungleichheiten perpetuiert bzw. verstärkt? Wie und wo zeigen sich lokale Aneignungsprozesse global zirkulierender Technologien?

- In welchem Verhältnis stehen Formen von technisch intensivierter Überwachung, Kontrolle und Disziplinierung und die ermächtigenden Effekte von Technologien? Gibt es so etwas wie emanzipatorische Technologien? Wie können Techniken für emanzipatorische Projekte angeeignet werden?

- Welche Rolle spielen technische Devices für die Selbst- und Fremdführung? Wie verschränken sich technisch gestützte Selbstführung und größere politische Rationalitäten?

- Reflexion des Technikbegriffs: Geht es nur um Artefakte? Welches Potenzial haben „weite“ Technikbegriffe, die auch Phänomene wie Verfahrenstechniken, Selbst- und Regierungstechniken bzw. -künste umfassen, für die kulturgeographische Technikforschung?

- Konstruktivismus/Post-Konstruktivismus: Welche Rolle spielt Technik für eine Rekonfiguration von Raum? Inwieweit tragen Technologien und die durch sie generierten Daten zu einer vermeintlichen Re-Objektvierung des Raumes bei?

Jenseits dieser Themen freuen wir uns auch über Beiträge, die sich grundsätzlichen epistemologischen, theoretischen und methodologischen Fragen widmen und dabei Ansätze z.B. der Wissenschafts- und Technikforschung, der feministischen Technikforschung, oder post-humanistische Perspektiven aufgreifen. Neue Technologien ermöglichen nicht nur eine Erweiterung der Gegenstände und Werkzeuge kulturgeographischer Forschung, sondern verändern auch Erkenntnismöglichkeiten und tragen damit zur Weiterentwicklung unterschiedlicher theoretischer Perspektiven bei. An dieser Stelle soll auch Raum gegeben werden für kritische und kreative Reflexionen entsprechender Forschungspraktiken. Inwieweit fördert die Entwicklung technologischer Innovationen den experimentellen Charakter von Wissenschaft (z.B. im Rahmen von Entwicklungsexperimenten, „Reallaboren“ etc.) und welche Potenziale und Probleme ergeben sich daraus?

Neben Vorschlägen für einzelne Vorträge nehmen wir gerne auch Ideen für ganze Panels inkl. Vortragende und Vorschläge für alternative Formate entgegen, unter: nkg17@uni-bonn.de

Deadline für die Einreichung ist der 31. Oktober 2019. Weitere Infos zu Anmeldung und Programm folgen.

Die Tagung beginnt am Donnerstag, 30. Januar 2020 um ca. 17 Uhr und endet am Samstag, 01. Februar 2020 um etwa 15 Uhr. Veranstaltungsort ist das Geographische Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

CfP: „Making Sense of Climate Change – Models, Cosmologies and Practices from Africa, Asia and the Middle East"

8–9 June 2020, Leibniz-Zentrum Moderner Orient, Berlin

The Middle East and North Africa are, according to recent predictions, one of the regions most affected by global warming (IPCC 2014). Nonetheless, although some social scientists focusing on the MENA have addressed the issue (Sowers 2011, 2013; Barnes 2015), climate change is still widely absent in Middle Eastern studies and other disciplines relating to the region. The effects of global warming on agriculture and water supply, fisheries, urban areas, coasts and many other human and non-human system s have so far been researched and assessed mainly by international organizations like the World Bank, development organizations or policy-oriented think-tanks, often linked to development projects and/or schemes of financialisation (Kloos 2013, Worldbank 2013, Bucknall 2007, Croituru 2010). While such institutions warn against increased droughts, water and food shortages, such political and security discourses frame global warming primarily as a “ threat scenario” , linking it directly to conflicts and increased migration (Scheffran 2012, Schubert 2007, White 2011, Wodon 2014). Scholars have warned against adopting such a "security-focused scholarship" and called to take into account the complex and multi-dimensional nature of conflicts and migration (Lawson 2019, Barnes 2018, Klepp 2017).

We invite scholars from a range of disciplines, including the humanities, social sciences and Middle Eastern studies to explore the wide range of issues connected to climate change in the Middle East and North Africa, for example: Which political, economic or environmental consequences does, or will, global warming have in the region? How is the issue discussed in the region at different scales such as academic research, policy-making or on an everyday basis, and how do different social actors relate to climate change discourses? Which impact do scenarios and predictions of global warming have on their lives and future-making practices? Which scales and temporalities are present in these debates? Which demands and positions are articulated by people directly affected by or dealing with the early or previewed impacts of climate change? Which forms of resistance and contestation are emerging, to which notions of justice, responsibility and power do they relate? Taking up recent calls to "decolonize" conceptions of climate knowledge, we also invite scholars to reflect on and think beyond 'western' expert knowledge of climate science: How are we ourselves dealing with the complexity and abstractness of computer-based models predicting and 'fixing' the future? What could other approaches to 'climate science' look like?

Through discussing these and other questions, this exploratory and interdisciplinary workshop (held at Leibniz-Zentrum Moderner Orient, Berlin, on June 8-9, 2020) aim s at a critical reflection on the knowledge produced on these issues while neither neglecting the im portance of the im pacts of global warm ing nor uncritically adopting catastrophic scenarios or calls for technological solutions and increased control.We welcome papers presenting case studies as well as theoretical reflections based on original research. If interested in participating, please send a one-page abstract, including your professional details and a contact address, to Juliane Schumacher (j.schumacher@jpberlin.de) and Katharina Lange (katharina.lange@zmo.de) until October 20, 2019.

Wir möchten darauf hinweisen, dass alle Einträge in den Rubriken (außer "EnWi") auf Fremdinformationen basieren. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität dieser Informationen. Wir sind stets bemüht, ein möglichst vielseitiges Angebot an Informationen zu bieten. Der Newsletter kann jederzeit über die Homepage von EnWi e.V. abgemeldet werden (über die Startseite, rechte Spalte: Box "EnWi Newsletter").