Februar 2020

Druckeroptimierte VersionAls Email sendenPDF Version

Liebe Leser_innen,

die AfD gewinnt zunehmend Einfluss auf politische Entscheidungen, sei es bei der Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen oder auch im sächsischen Döbeln wo unter Einfluss und Druck der AfD das Treibhaus Döbeln e.V. fast einen großen Teil seiner Förderung nicht bekommen hat. Das Treibhaus konnte nach mehreren Wochen erleichtert aufatmen, da die Förderung bewilligt wurde. Was in Thüringen passiert bleibt abzuwarten.

Hier ein kurzes Statement aus Döbeln:
Der Kulturkonvent des Kulturraumes Erzgebirge-Mittelsachsen hat heute unseren Antrag auf institutionelle Förderung bewilligt. Unsere fachliche Arbeit wurde einstimmig vom Kulturbeirat unterstützt und von den Konventsmitgliedern beschieden. Auch wenn uns die letzten Wochen Kraft und Nerven gekostet haben, ist das ein wichtiger Erfolg für unsere zivilgesellschaftliche Arbeit. Danke an alle Freund*innen und Unterstützer*innen, die sich für uns stark gemacht haben. Wir werden die kommenden Wochen dafür nutzen, den Prozess gemeinsam mit Team, Vorstand, Mitgliedern und Unterstützer*innen zu reflektieren und diskutieren. Eine ausführliche Stellungnahme veröffentlichen wir noch.

Viel Spaß bei der Lektüre des etwas verspäteten Newsletters!

Liebe Grüße
Die Newsletter-Crew

EnWi e.V.
10.02. Offenes Treffen Leipzig Postkolonial
Interview mit Jana, beteiligt am Gedenken an Nuno Lourenço
Leipzig
06.02. Theater: Scheißjob oder Traumberuf?
06.02. Vollversammlung Wohnen
06.02. Vortrag und Diskussion: Natur- und Umweltschutz – von der Weimarer Republik bis heute
07.02. Buchvorstellung: Klimakämpfe. Wir sind die fucking Zukunft
07.02. Filme "A Tale of Two Islands" und "Die Haut und die Knochen"
08.02.: Öffentliche Führung durch die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
10.02.: Offenes Plenum Leipzig Postkolonial
11.02. Film: Welcome to Sodom
11.02. Lecture-Show: Vom Imperiengeschäft (Bernd Selinger)
11.02.: Infoveranstaltung: Der Mythos des Normalusers - Wie ein barrierefreies Internet allen nutzt!
12.02.: Führung: Von Punk bis Peitz
13.02. Vortrag und Diskussion: Her mit dem guten Leben
13.02.: Vortrag/Diskussion: Kann das bedingungslose Grundeinkommen zur feministischen Revolution führen?
14.02. Filme "Above Them The World Beyond" und "Nightfall"
19.02.: Diskussion/Vortrag: Zwischen den Fronten: Die Lage der Kurd*innen in Nordsyrien
20.02. Podiusmdiskussion und Kurzfilm: Linke Opposition in der DDR – Podiumsdiskussion und Kurzfilm
21.02. Film und Gespräch: Die Mission der Lifeline
22.02. Wir feiern zusammen – wir halten zusammen: Dölzig
25.02.: „Glaube, Liebe, Hoffnung“: Umbruchserfahrungen und rechte Kontinuitäten in Ostdeutschland
26.02.: MittwochsATTACke: „Wissens(lohn-)arbeit im akademischen Kapitalismus – Prekarisierungsdruck, Unmut und Organisierungshindernisse in Hochschule und Forschung“
27.02. Filme "The Story of Milk and Honey" und "Conference of the Birds"
27.02.: Gespräch: Aufstand in Hongkong
27.02.: Vortrag: Wie reich darf man sein? Über Reichtum, Wohlstand und Moral
28.02.: Finissage zur Ausstellung »Karl Heinz Mai - Reporter auf drei Rädern« Fotografien 1945-1964
Rest der Welt
05.02.: Workshop: Geschichtspolitik von rechts, Dresden
06.01.-12.02.: Ausstellung: 1989 Zeitenwende: Osteuropa zwischen Friedlicher Revolution und Gewalt, Zittau
11.02.: Lesung/Gespräch: Frauen der Novemberrevolution. Kontinuitäten des Vergessens, Dresden
13.02.: Diskussion/Vortrag: Nur ein Wimpernschlag in der Geschichte?... Der 13. Februar in Dresden
20.02.: Lesung/Gespräch: Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende. Dresden
27.02.: Lesung/Gespräch Fuck up + Unwork = Streik?, Dresden
Neuerscheinungen
David Scheller: Demokratisierung der Postdemokratie. Städtische soziale Bewegungen in Berlin und New York City
Martin Kirschner / Richard Nate (Hg.): Europa – Krisen, Vergewisserungen, Visionen Interdisziplinäre Annäherungen
Raimund Hasse / Anne K. Krüger (Hg.): Neo-Institutionalismus. Kritik und Weiterentwicklung eines sozialwissenschaftlichen Forschungsprogramms
Extraheft „Mietexplosion vs. Daseinsvorsorge“
Julian Schenke / Christopher Schmitz / Stine Marg / Katharina Trittel: Pegida-Effekte? Jugend zwischen Polarisierung und politischer Unberührtheit
CfPs und Stellenausschreibungen
09.02.: geschäftsführende*n Vorständin/Vorstand (w/d/m, Vollzeit) Bewegungsstiftung
CfP (15.03.) Quo vadis Qualitative Kriminologie?
CfP (16.02.2020) Tagung Digitalisierung und Soziale Arbeit – Transformationen, Beharrungen und Herausforderungen
CfP (31.03.): "Rechte Raumnahme"

Interview mit Jana, beteiligt am Gedenken an Nuno Lourenço

Am 04. Juli 2019 fand auf dem Bahnhofsvorplatz in Markkleeberg-Gaschwitz eine Gedenkveranstaltung für Nuno Lourenço statt. Dieser wurde 1998 von acht Neonazis nach einem verlorenen Deutschlandspiel so schwer verprügelt, dass er an den Spätfolgen des Angriffs verstarb. Am Lernwelten-Gymnasium Großdeuben beschäftigte sich eine Gruppe Schüler_innen im Rahmen einer Projektwoche mit dem Mord und organisierte die Gedenkveranstaltung. Interview mit einer der beteiligten Schüler_innen.

War dir der Mord an Nuno Lourenço schon vor dem Projekt bekannt?
Tatsächlich nicht, ich hatte persönlich noch nichts davon gehört. Unsere Geschichtslehrerin hat uns davon erzählt und vorgeschlagen den Mord mit Martin Haufe, einem Künstler und Martin Baumert, einem Historiker gemeinsam aufzuarbeiten.

Was sagst du aus heutiger Perspektive zur Tat?
Ich finde es echt beängstigend, dass das in so einer Nähe passiert ist. Es waren ja einige Täter, die auf Nuno Lourenço eingeprügelt haben und die auch teilweise noch in der Nähe wohnen.
Ich finde es auch beängstigend, dass wir in einer Gesellschaft leben in der das [Rassismus, A. d. I.] noch so eine große Rolle spielt. Dass das noch so oft ein Thema ist macht mich traurig und hat mich sehr beschäftigt. Weil man eben oft davon hört, aber selten damit so nah in Berührung kommt.

Wie ging es deinen Mitschüler_innen?
Ähnlich. Also am Anfang haben wir das ja etwas größer gefasst: Was ist eigentlich Rassismus und Diskriminierung und was ist der Hintergrund solcher Fälle. Das hat uns schon auch ein Stück weit mitgenommen. Man hört immer davon, aber ist ja dann doch nicht davon betroffen. Und sich thematisch da so einzuarbeiten, das hat nochmal andere Emotionen ausgelöst. Es gab dann einen anderen Bezug zum Thema würde ich sagen.
Wir waren alle total geschockt, weil es so in unmittelbarer Nähe zur Schule passiert ist und dass wir davon noch nichts mitbekommen haben. Dass hat uns doch sehr schockiert.
Was uns noch sehr überrascht hat, waren die geringen Strafen die es für die Täter gab. Das war für uns sehr unangemessen und somit beängstigend.

Wie seid ihr auf die Menschen gekommen mit denen ihr das Projekt umgesetzt habt?
Unsere Lehrerin hat das in die Hand genommen, zusammen mit Martin Haufe und einem Martin Baumert zu schauen, was man dazu machen könnte.
Einerseits war die Idee den Fall aufzuarbeiten und andererseits zu schauen, wie kann man vielleicht daran erinnern – weil es ja eben vor Ort auch nichts gibt, was an den Tod von Nuno Lourenço erinnert.
Dann waren da eben diese historische Seite und diese kreative Seite, also wie man da jetzt eine Erinnerung schaffen kann. Dann ging‘s eben darum das ein bisschen zu strukturieren und in der Woche aufzuarbeiten, kreativ zu werden und aber auch allgemein nochmal über Rassismus zu reden.

Wie war es für dich in der Projektwoche dazu zu recherchieren?
Es war auf jeden Fall sehr spannend, also die ganze Thematik und dazu in den Austausch zu kommen. Es war auch super interessant, die ganzen vorhandenen Quellen anzuschauen und zu analysieren, aber es gab eben nicht sehr viele. Es gibt auch einige Sachen, die wir nie so richtig herausgefunden haben oder die auch unterschiedliche berichtet wurden und nicht ganz eindeutig sind – auch das war ganz interessant.

Was für Quellen habt ihr euch denn angeschaut?
Wir haben mit Zeitungsartikeln gearbeitet und uns Gerichtstexte angeschaut. Das alles aus der Zeit [des Mordes] und dann vor allem noch Sachen aus späteren Jahren, die dann rückblickend auf den Fall geschaut haben. Es gab ja auch vor uns schon Initiativen, die den Fall aufgearbeitet haben und auch von denen haben wir Quellen genutzt.
Wir waren auch im Hygienemuseum zu einer Ausstellung die sich nochmal mit dem Phänomen Rassismus beschäftigt hat.

Wie lief die Erarbeitung und Zusammenarbeit in eurer Gruppe?
Wir waren am Anfang tatsächlich keine große Gruppe. In der Projektwoche gab es verschiedene Projekte, die man wählen konnte - ich glaube, dass viele erst mal nicht wussten, worauf das hinausläuft. Wir haben uns dann aber in der kleinen Gruppe sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Später haben sich dann auch andere Schüler_innen beteiligt und nicht nur die, die ursprünglich im Projekt waren.

War von Anfang an klar was am Ende des Projektes herauskommen sollte?
Nein. Wir haben uns zuerst angeschaut was so vorliegt und waren dann auch am Tatort – das ist ja nicht weit von der Schule entfernt – und haben uns das dort angeschaut. Dann haben wir überlegt, was man an dem Ort machen könnte, um daran zu erinnern was da passiert ist. Wir hatten viele Ideen.
Wir haben Plakate gestaltet auf denen die Informationen zur Tat drauf waren und haben die dann auch in einem Glaskasten relativ nah am Tatort aufgehängt. Die Stadt Markkleeberg hat sich nicht bereit erklärt, es ein ganzes Jahr dort hängen zu lassen, aber das Quartiersmanagement hat das dann übernommen. Weiterhin haben wir Sticker entworfen und dann drucken lassen.
Es gab auch noch die Idee an der Stelle eine Gedenkbank zu installieren. Darüber wird gerade mit der Stadt Markkleeberg gesprochen, die deswegen gerade in Kontakt mit der Deutschen Bahn ist, soweit ich das weiß, weil es das Gelände der DB ist. Das heißt, dass dort eventuell auch eine Gedenkbank hinkommt.
Eine noch etwas utopischere Idee von uns war ein Graffiti von Nuno Lourenço an die Schallschutzmauer der S-Bahn anzubringen. Tatsächlich ist das auch noch nicht komplett rausgeworfen worden.
Schön ist an diesen konkreten Sachen zu sehen, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht vorbei ist, sondern Dinge weitergetragen werden.

Kannst du noch einmal schildern was ihr eigentlich bei der Gedenkveranstaltung gemacht habt?
Wir haben am 04. Juli 2019, also am Tag von Nuno Lourenços Geburtstag und auch am Tag an dem er 1998 zusammengeschlagen wurde, eine Gedenkveranstaltung gemacht. Das war ziemlich nah am Tatort. Uns war es wichtig, nochmal an das Geschehene zu erinnern. Wir wollten auch erzählen, was wir gemacht haben und als Schüler_innen dazu Stellung beziehen. Zur Veranstaltung haben wir dann verschiedene Leute eingeladen.
Das wird auf jeden Fall auch weitergeführt. Die Stadt Markkleeberg hat sich dafür eingesetzt, dass es auch 2020 wieder eine Gedenkveranstaltung mit Workshop geben wird.

Hast du Reaktionen zu eurer Veranstaltung mitbekommen?
Ich habe tatsächlich eigentlich nur positives Feedback bekommen. Ich sag mal so: Menschen die das kritisch sehen waren ja vermutlich auch nicht bei der Veranstaltung. Aber es würde mich tatsächlich interessieren, was andere dazu sagen. Ich finde es ein bisschen Schade, dass da der Austausch nicht so weit ging. Man hat es von den Menschen mitbekommen die auf einen zu kamen, sonst nicht so.

Hinweis: Der Name der Interviewten wurde geändert.

Nuno Lourenço wird nur 49 Jahre alt. Am 4. Juli 1998, seinem 49. Geburtstag, wird er von acht Neonazis so stark misshandelt, dass er am 29. Dezember 1998 an den Folgen seiner schweren Verletzungen stirbt. Nuno Lourenço hält sich in Gaschitz nahe Markkleeberg auf, um als Zimmermann beim Bau des MDR-Geländes zu arbeiten. Nach einem verlorenen Spiel der Fußball-WM des deutschen gegen das kroatische Team zieht eine Gruppe von acht Neonazis mit Eisenketten bewaffnet los, um ihren Frust über die „Niederlage“ an „Ausländern“ auszulassen. Als sie Nuno Lourenço und seine Kollegen erblicken, greifen sie diese an und schreien: „Blöde Ausländer, Scheiß-Ausländer, verpisst euch.“ Die Kollegen von Nuno Lourenço können entkommen, er wird jedoch so stark gewürgt, dass er zu Boden geht. Dort liegend treten die Täter mehrmals mit Stahlkappenschuhen gegen seinen Kopf. Das Landgericht Leipzig wertet die Tat lediglich als Körperverletzung mit Todesfolge. Der Hauptangeklagte Andreas S., wird zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, die Mitangeklagten im Alter von 15 bis 20 Jahren erhalten Bewährungsstrafen. Der Vorsitzende Richter Norbert Göbel, lässt die Witwe Noemia Lourenço auf den immensen Kosten der Nebenklage sitzen. Den Tätern hingegen werden die Prozesskosten nicht auferlegt und erst nach überregionaler Berichterstattung erfolgt der Haftantritt des Haupttäters, da der Richter „vergisst“, den Haftantrittstermin festzulegen. Nuno Lourenço wird erst zehn Jahre nach dem Mord offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.

Eine Übersicht zu Todesopfern rechter Gewalt in und um Leipzig findet sich hier.

Das Interview erschien zuerst auf www.chronikle.org

10.02. Offenes Treffen Leipzig Postkolonial

Wir laden wieder zum offenen Plenum der AG Leipzig Postkolonial ein. Wer sich für unsere Arbeit interessiert oder sich mit Ideen und Arbeitskraft einbringen möchte, ist herzlich willkommen. Raum 2216 im GWZ, das ist der zweite Stock und dann rechts.

Once again, we are inviting everyone to our open plenum. Anyone who is interested in our work or would like to contribute ideas and humanpower is very welcome. Room 2216 in the GWZ, this is the second floor and then to the right.

Wann:
Montag, 10.02.2020
19.30 Uhr

Wo:
GWZ- Das Geisteswissenschaftliche Zentrum
Raum 2216
Beethovenstr. 15
04107 Leipzig

06.02. Theater: Scheißjob oder Traumberuf?

Die einen träumen von Selbstverwirklichung als UnternehmerInnen, während andere froh sind, nicht die Spätschicht abbekommen zu haben. Beim Feierabend-Bier lockern wir unseren Schlips und streifen uns die Pumps von den schmerzenden Füßen. Ach hätten wir doch nach dem Studium noch eine Weltreise gemacht, anstatt direkt ins Hamsterrad zu steigen! Und überhaupt – wieso jammern wir so?
Gleitzeit, Home-Office, Gratis-Fitnessangebote, Coachings sollen unser Arbeitsleben doch eigentlich angenehmer machen. Im Neoliberalismus dienen sie unterschwellig der Individualisierung, Entgrenzung und Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, wo die Selbstoptimierung auch direkt ins Burn-Out führen kann. Warum tun wir, was wir tun? Wann wird uns die Sinnfrage im Job wichtiger als das Nettogehalt? Wann riskieren wir den sicheren Job, um uns unserer wahren Berufung zu widmen. Lauert hier Projektitis, Selbstausbeutung, Konkurrenzkampf und Desillusionierung?

Das Thema Arbeit ist so facettenreich wie eine Seifenblase, du hast bestimmt auch was dazu beizutragen. Komm vorbei! Am 6. Februar um 20 Uhr hast du die Gelegenheit, deine Geschichten mitzubringen. Das Leipziger Playback Ensemble freut sich, die Erzählungen auf die gewohnt frische, sensible und humorvolle Weise auf der Bühne zu präsentieren und gemeinsam in den Erinnerungen zu schwelgen.

Kein Drehbuch. Keine Komplett-Impro. Wir spielen eure Geschichten.

Wann:
Donnerstag, 06.02.2020
20.00 Uhr

Wo:
Ost-Passage Theater
Konradstr. 27
04315 Leipzig

06.02. Vortrag und Diskussion: Natur- und Umweltschutz – von der Weimarer Republik bis heute

WELCHE POLITISCHEN BEDINGUNGEN BRAUCHT ERFOLGREICHER NATUR- UND UMWELTSCHUTZ? – Von der Weimarer Republik bis heute, von Rudolf Steiner bis Greta Thunberg.

Natur- und Umweltschutz wird eines der, wenn nicht das zentrale Thema des 21. Jahrhunderts werden. Treibende Faktoren sind dabei die zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteure. Doch was braucht es heute für einen erfolgreichen Schutz von Natur und Umwelt? Unter welchen politischen Bedingungen war Natur- und Umweltschutz bisher erfolgreich? Und – was haben Rudolf Steiner und Greta Thunberg gemeinsam?

Der Vortrag soll in einem Rückblick auf die Geschichte des Natur- und Umweltschutzes seit der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, der DDR und der BRD diesen Fragen nachgehen.

Referent: PD Dr. Nils M. Franke (arbeitet seit 20 Jahren zur Geschichte des Natur- und Umweltschutzes und ist einer der bekannteste Umwelthistoriker Deutschlands)

Die Veranstaltung wird freundlicherweise durch den Weimarer Republik e.V. unterstützt, der sich dafür einsetzt, dass der 06. Februar fortan als „Tag der Weimarer Republik“ begangen wird. Denn am 06. Februar 1919 trat die verfassungsgebende Nationalversammlung erstmals zusammen. Anlässlich dieses Tages finden deutschlandweit unterschiedliche Veranstaltungen statt, die an die erste deutsche Demokratie erinnern sollen – auch bei uns!

Also, kommt alle vorbei!

Für weitere Informationen zu den Veranstaltungen am „Tag der Weimarer Republik“ kann die Website des Weimarer Republik e.V. unter https://www.weimarer-republik.net/ oder die Facebookseite des Haus der Weimarer Republik besucht werden.

Wann:
Donnerstag, 06.02.2020
18.00 Uhr

Wo:
Erich-Zeigner-Haus
Zschochersche Straße 21
04229 Leipzig

06.02. Vollversammlung Wohnen

Am 6.2. wollen wir mit allen Interessierten besprechen, welche konkreten weiteren Schritte für die Vorbereitung der Mietenwahnsinn-Demo (Housing Action Day) anzugehen sind.
Zudem habt ihr bestimmt noch viele Ideen, wie die Bürgerinnen und Bürger in verschiedensten Veranstaltungsformaten im „Mietenmärz“ für das Thema sensibilisiert werden können.
Kommt vorbei und lasst uns zusammen kreativ werden.

Wann:
Donnerstag, 06.02.
18.00 Uhr

Wo:
DISTILLERY
Kurt-Eisner-Str. 108
04275 Leipzig

07.02. Buchvorstellung: Klimakämpfe. Wir sind die fucking Zukunft

Was unterscheidet die Besetzer*innen im ›Hambacher Forst‹ von den Aktivist*innen von ›Ende Gelände‹? Was hat es mit ›Zucker im Tank‹ auf sich? Wo sind die ›Fridays-for-Future‹-Proteste zu verorten und welche Rolle spielen die ›Klimacamps‹?
Hanna Poddig, die sich selbst als mit dem System unversöhnliche Anarchistin bezeichnet, führt ein in die unterschiedlichen Themenfelder der Klimabewegung. Nach einem kurzen historischen Rückblick etwa auf die Startbahnbewegung, widmet sie sich der genaueren Analyse aktueller Themen, Aktionsformen und Strategien des Widerstands.

Wann:
Freitag, 07.02.2020
19.30 Uhr

Wo:
El Libro
Bornaische Straße 3
04277 Leipzig

07.02. Filme "A Tale of Two Islands" und "Die Haut und die Knochen"

A Tale of Two Islands

BRD 2011, Steffen Köhn, Paola Calvo, 16 min, mahorische und franz. OmeU

Am 31. März 2011 wird die kleine Insel Mayotte im indischen Ozean zum 101. Département Frankreichs und offiziell zu einem Teil Europas. Eine neue EU-Außengrenze trennt Mayotte von nun an von seiner Nachbarinsel Anjouan, mit der die Bewohner*innen eine gemeinsame kulturelle Identität verbindet.

Die Haut und die Knochen

FR 1960, Jean-Paul Sassy, Jacques Panijel, 87min, deutsche Fassung

Die Gefangenen in einem französischen Zuchthaus betrachten einen „intellektuellen“, möglicherweise schuldlos verurteilten Außenseiter als unbequemen Eindringling. Sie beginnen mit Sanktionen gegen den Neuling, die in einem Mordversuch gipfeln.

Wann:
Freitag, 07.02.
20.00 Uhr
mit Einführung

Wo:
INTERIM der Cinémathèque Leipzig
Kurt-Eisner-Straße 56
04275 Leipzig

08.02.: Öffentliche Führung durch die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Samstag, 8. Februar 2020, 14:00 Uhr

In Leipzig-Schönefeld hatte die Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG), einer der größten Rüstungsproduzenten und Profiteure des nationalsozialistischen Zwangsarbeitssystems, ihren Hauptsitz. Hier mussten ca. 10.000 Menschen, vorwiegend aus Polen und der Sowjetunion, Panzerfäuste, Munition und andere Rüstungsgüter herstellen.

Seit 2001 existiert auf dem Gelände in der Permoserstr. (heute Umweltforschungszentrum) eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung zur Erinnerung an die ehemaligen Zwangsarbeiter_innen.

Der Rundgang beginnt mit einer Einführung in das Thema Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus, mit Fokus auf Leipzig und Umgebung. Es wird ein Überblick geboten über die Firmengeschichte und die NS-Verbrechen der HASAG, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter_innen sowie über den Umgang mit NS-Zwangsarbeit nach 1945. Nach einem kurzen Geländerundgang zu Spuren der HASAG gibt es noch Zeit für die Ausstellung und Gespräche.

Gedenkstätte für Zwangsarbeit, Permoserstraße 15
Dauer ca. 1½ Stunden
Tram 3, Bus 90 (Permoser-/ Torgauer Straße)

https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/zwangsarbeit-in-leipzig/veranstaltungen/veranstaltungen-archiv/2020/03/

10.02.: Offenes Plenum Leipzig Postkolonial

Wir laden wieder zum offenen Plenum der AG Leipzig Postkolonial ein. Wer sich für unsere Arbeit interessiert oder sich mit Ideen und Arbeitskraft einbringen möchte, ist herzlich willkommen. Raum 2216 im GWZ, das ist der zweite Stock und dann rechts.

Once again, we are inviting everyone to our open plenum. Anyone who is interested in our work or would like to contribute ideas and humanpower is very welcome. Room 2216 in the GWZ, this is the second floor and then to the right.

Wann:
Montag, 10.02.2020
19:30 Uhr

Wo:
GWZ, Raum 2216
Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig

11.02.: Infoveranstaltung: Der Mythos des Normalusers - Wie ein barrierefreies Internet allen nutzt!

Ort:
Leipziger Stadtbibliothek
Datum:
Dienstag, 11.02.2020
Uhrzeit:
18:00 Uhr

Informationsveranstaltung über die Chancen eines barrierefreien Internets insbesondere für Menschen mit Behinderung

https://www.leipzig-im.de/index.php?section=details&auswahl=veranstaltungen&auswahl2=140053&Volltext=Leipziger%20Stadtbibliothek

11.02. Film: Welcome to Sodom

Welcome to Sodom – Florian Weigensamer, Christian Krönes, AUS 2018, Dok, 92 min, OmU

Jedes Jahr ein neues Smartphone. Und wo landet unser Schrott? In Agbogbloshie – dem Heimatviertel der gleichnamigen Deponie in Accra, der Hauptstadt Ghanas, von den Bewohnern als „Sodom“ bezeichnet. WELCOME TO SODOM ist ein Film über die Verlierer der digitalen Revolution, ihre Lebensumstände, den täglichen Kampf um wenige Euros und die zerstörte Umwelt, die sie krank macht.

Im Anschluss an den Film entdecken wir gemeinsam Auswege aus dem Konsumverhalten, das Sodom mit verursacht hat.

Eintritt frei (um Spenden wird gebeten).

Wann:
Dienstag, 11.02.2020
19.00 Uhr

Wo:
Cinémathèque Leipzig in der naTo
Karl-Liebknecht-Straße 46
04275 Leipzig

11.02. Lecture-Show: Vom Imperiengeschäft (Bernd Selinger)

Berthold Seliger ist Autor und seit über 30 Jahren Konzertagent.
In seinem neuen Buch beschäftigt sich Berthold Seliger mit den Hintergründen des Konzertgeschäfts unserer Tage. In detaillierten Analysen und Hintergrundberichten nimmt er die aktuellen Entwicklungen bei den Konzentrationsprozessen in der deutschen und internationalen Konzertbranche sowie die dubiosen neuesten Tricks im Ticketing zum Anlaß für konkrete Vorschläge, wie man mit konsequenter Gesetzgebung die Machenschaften der Konzerne eindämmen kann, die die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft gefährden. Seliger hat die Besitzverhältnisse in den großen und mittleren Konzertfirmen und bei den führenden europäischen Festivals recherchiert und ist dabei Private-Equity- und internationalen Fonds-Gesellschaften auf die Spur gekommen, die eigentlich die Konzertbranche beherrschen. Nach außen herrscht ein neoliberaler „Jargon der Eigentlichkeit“, es geht um coole Events, um Spaß und um Selbstverwirklichung, doch wenn man hinter die Kulissen schaut, stellt man fest, daß die Live-Konzerne Musik und Künstler*innen nur noch für Brands und Marketing benötigen. Das große Geld wird heute mit Sponsoring, Ticketing und Big Data verdient, und die Großkonzerne der Konzertbranche haben kaum noch Interesse an Musik und Kultur, sondern nur an größtmöglichem Profit.

Wann:
Dienstag, 11.02.2020
Einlass: 18:30 Uhr, Beginn: 19:30 Uhr

Wo:
Connne Island
Koburger Straße 3
04277 Leipzig

12.02.: Führung: Von Punk bis Peitz

16 & 17 Uhr

Für das Verständnis von Kultur in der DDR spielt Musik eine herausragende Rolle. Wie wurden zeitgenössische Kompositionen bewertet? Was geschah mit Wolf Biermann und was in der Punk-Szene? Gab es Straßenmusik? Und warum galt ein kleiner Ort als Mekka für Freejazz? Folgen wir den Spuren durch die Musikgeschichte der DDR!

Anmeldung: Keine Anmeldung erforderlich

Kosten: Eintritt frei

Dauer: ca. 1 Stunde

Veranstaltungsort: Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig, Museumsfoyer. Bitte geben Sie Ihre Mäntel, Jacken und Schirme an der Garderobe ab. Zum Einschließen von Taschen und Rucksäcken in die Schließfächer benötigen Sie Ein- oder Zwei-Euro-Münzen.

Kontakt: dbsm-info@dnb.de
Adresse und Anfahrt

Deutsche Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1
04103 Leipzig

https://www.dnb.de/DE/Kulturell/Veranstaltungskalender/Stoerenfriede/20200212Stoerenfriede_event.html

13.02. Vortrag und Diskussion: Her mit dem guten Leben

Kann das bedingungslose Grundeinkommen zur feministischen Revolution führen?

Mit Antje Schrupp (Jurnalistin, Bloggerin, Buchautorin, Frankfurt a.M.)
und Dr. Susann Worschech (Europa-Uni Viadrina, Frankfurt a.O.)
Moderation: Mia Smettan Konzeptwerk Neue Ökonomie Leipzig

Was wir brauchen ist eine sichere Darseinsvorsoge. Ein modernes Verständnis von Arbeit. Sichtbarsein und gesellschaftliche Wertschätzung von Care Arbeit. Faire Elternschaft und eine Antwort auf Armut, soziale Unsicherheit und prekäre Arbeitsbedingungen. Wir brauchen eine feministische Revolution. Doch wie kann der Weg dorthin aussehen? Kann das bedingungslose Grundeinkommen eine Antwort auf brennende gesellschaftliche Fragen sein und die Gesellschaft wirklich geschlechtergerecht machen? Oder zementiert es vielmehr traditionelle Geschlechterrollen und einen überholten Arbeitstagbegriff? Es ist ein komplexes Thema, über das wir aus einer feministischen Perspektive diskutieren möchten.

Alle Interessierten sind willkommen.
Eine Veranstaltung der Böll-Stiftung / www.weiterdenken.de
Eintritt ist frei.

Wann:
Donnerstag, 13.02.2020
19.00 Uhr

Wo:
Frauenkultur Leipzig
Windscheidstraße 51
04277 Leipzig

13.02.: Vortrag/Diskussion: Kann das bedingungslose Grundeinkommen zur feministischen Revolution führen?

19:00 Uhr bis: 21:00 Uhr

Mit Antje Schrupp (Jurnalistin, Bloggerin, Buchautorin, Frankfurt a.M.)
und Dr. Susann Worschech (Europa-Uni Viadrina, Frankfurt a.O.)
Moderation: Mia Smettan Konzeptwerk Neue Ökonomie Leipzig

Was wir brauchen ist eine sichere Darseinsvorsoge. Ein modernes Verständnis von Arbeit. Sichtbarsein und gesellschaftliche Wertschätzung von Care Arbeit. Faire Elternschaft und eine Antwort auf Armut, soziale Unsicherheit und prekäre Arbeitsbedingungen. Wir brauchen eine feministische Revolution. Doch wie kann der Weg dorthin aussehen? Kann das bedingungslose Grundeinkommen eine Antwort auf brennende gesellschaftliche Fragen sein und die Gesellschaft wirklich geschlechtergerecht machen? Oder zementiert es vielmehr traditionelle Geschlechterrollen und einen überholten Arbeitstagbegriff? Es ist ein komplexes Thema, über das wir aus einer feministischen Perspektive diskutieren möchten.

Alle Interessierten sind willkommen.
Eine Veranstaltung der Böll-Stiftung / www.weiterdenken.de
Eintritt ist frei.

https://www.frauenkultur-leipzig.de/programm/

14.02. Filme "Above Them The World Beyond" und "Nightfall"

Above Them The World Beyond

GB 2013, Andrew Kötting, 13 min, engl. OF

Die Welten von Franz Kafka und Josef Fritzl kollidieren in einer Situation der Isloation,

der Inkubation und des Zwangs.

Nightfall

USA 2011, James Benning, 98 min, ohne Dialog

Eine einzige Einstellung, die in Echtzeit ein Stück Wald während des Übergangs vom

Tag zur Nacht zeigt. Für Benning ist sein Film ein Portrait der Einsamkeit. Er kann aber auch für das Aufgehen eines Individuums in seiner Umgebung und die Auflösung körperlicher Grenzen im Rezeptionsprozess des Films stehen.

Wann:
Freitag, 14.02.
20.00 Uhr
mit Einführung

Wo:
INTERIM der Cinémathèque Leipzig
Kurt-Eisner-Straße 56
04275 Leipzig

19.02.: Diskussion/Vortrag: Zwischen den Fronten: Die Lage der Kurd*innen in Nordsyrien

Der Ort wird noch bekannt gegeben.
04177 Leipzig

19.02.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Mit Murat Çakır (Regionalbüroleiter der RLS in Hessen)

Wir haben den Regionalbüroleiter der RLS in Hessen, Murat Çakır, eingeladen und wollen mit ihm über die Lage der basisdemokratischen Kantone in Nordsyrien, über die Situation nach dem türkischen Einmarsch, Perspektiven in dem Konfliktgebiet und über die Interessen der am Konflikt beteiligten Parteien diskutieren. Wir wollen auch der Frage nachgehen, warum die Solidarität mit den basisdemokratischen Kräfte in der Türkei und in Syrien im ureigenen Interesse der Menschen in Deutschland liegt und was wir tun können, außer nächtliche Demonstrationen zu besuchen.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/MKLBR/zwischen-den-fronten-die-lage-der-kurd%2Ainnen-in-nordsyrien/

20.02. Podiusmdiskussion und Kurzfilm: Linke Opposition in der DDR – Podiumsdiskussion und Kurzfilm

Sie waren unbequem, nicht nur in der Wendezeit. Der SED-Regierung galten sie als Staatsfeinde, weil sie früh basisdemokratische Gruppen gründeten, mehr Mitbestimmung forderten und gegen das Einparteiensystem und die Überwachung durch das MfS protestierten. Der CDU von Helmut Kohl waren sie ein Dorn im Auge, da sie den Ausverkauf des Ostens nicht mittrugen. Die linken Oppositionellen waren aktiv in verschiedensten unabhängigen Gruppen und beteiligten sich an den Demonstrationen gegen die SED im Herbst 1989. Nach der Maueröffnung gingen die Akteur*innen dann gegen eine Angliederung an die Bundesrepublik auf die Straße. Ihr Ziel lautete: freiheitlicher Sozialismus in einem unabhängigen, demokratischen Staat.
Doch was war damit genau gemeint? Welche Utopien hatten sie und wie sollten diese Realität werden? Wie erlebten sie das politische Geschehen auf den Straßen vor 30 Jahren? Und wo engagierten sich die Aktivist*innen in den Jahren danach? Darüber berichten und diskutieren Zeitzeug*innen von damals. Zuvor wird das Best-of des Dokumentarfilms »Nennen wir es Revolution!? Interviews mit DDR Oppositionellen zum Herbst 1989« gezeigt.

Podiumsdiskussion mit:
– Judith Braband. 1989 Mitglied der »Vereinigten Linken« und im »Unabhängigen Frauenverband«, war erste Geschäftsführerin der VL und deren Vertreterin am »Zentralen Runden Tisch«
– Dietmar Wolf. Mitautor des Buchs »30 Jahre unabhängige Antifa in Ostdeutschland«, war Mitbegründer der Unabhängigen Antifa Ostberlin im April 1989
– Christoph Wittwer. Aktiv in der »Vereinigten Linken« und in verschiedenen Leipziger Initiativen
… und weitere Aktivist*innen

Moderation:
Mona Seer. Sozialwissenschaftlerin: Forschungsschwerpunkt soziale Bewegungen; Gewerkschafterin

Eine Veranstaltung von Roter Stern Leipzig’99 e.V. in Zusammenarbeit mit: Zeitschrift telegraph, Jungle World, AFA Ost, AG Timur und sein Trupp – THE ANTIFASCIST MEDIA GROUP und dem UT Connewitz

Der EINTRITT ist frei.

Wann:
Donnerstag, 20.02.2020
20.00 Uhr

Wo:
UT Connewitz
Wolfgang-Heinze-Straße 12a
04277 Leipzig

21.02. Film und Gespräch: Die Mission der Lifeline

BRD 2018, Doku, 71 Min.
Regie: Markus Weinberg & Luise Baumgarten

Sie wurden verklagt, beschossen und blockiert. Wie eine Gruppe Dresdner gegen viele Widerstände ein Schiff ins Mittelemeer brachte, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Dafür haben Axel Steier und das Team des Dresdner Seenotrettungsvereins „Mission Lifeline“ erfolgreich Spenden gesammelt.
Mit einem eigenen Schiff sollte es ins Mittelmeer gehen. In seiner Heimatstadt Dresden schlägt Axel Steier für die Idee nicht nur Liebe entgegen. Neben öffentlichem Hass muss er Angriffe, Ermittlungen und Prozesse aushalten. Und dann die Realität auf dem Meer: Boote voller Schutzsuchender, die vor aller Augen zu sinken beginnen, Ölverlust, Beschuss durch libysche Milizen. Über zwei Jahre lang hat Filmemacher Markus Weinberg Axel und sein Team mit seiner Kamera begleitet – bis auf das Schiff vor der libyschen Küste, wo sich der Versuch Leben zu retten zunehmend auch zu einem Kampf um die europäische Idee entwickelt.

Im Anschluss an den Film wird Richard Brenner aus der Besatzung (technical advisor) der MISSION LIFELINE berichten.

Der Eintritt ist frei, es wird um Spenden gebeten.
In Kooperation mit Leipzig nimmt Platz, MISSION LIFELINE und ravir film Dresden.

Wann:
Freitag, 21.02.2020
18.00 Uhr

Wo:
UT Connewitz
Wolfgang-Heinze-Str. 12a
04277 Leipzig

22.02. Wir feiern zusammen – wir halten zusammen: Dölzig

Vor der Erstaufnahmeeinrichtung des Landkreises Nordsachsen wollen wir mit Musik, Kuchen und Getränken gemeinsam einen schönen Nachmittag verbringen. Wir wollen Begegnungen schaffen und Kontakte knüpfen, ins Gespräch kommen und zusammenhalten.

Zusammenhalten ist angesichts der Zustände auch im Jahr 2020 wichtig. Noch immer sind Geflüchtete an Residenzpflicht und zentrales Wohnen gebunden. Abschiebung, auch in Kriegsregionen wie Afghanistan, ist eine ständige Bedrohung. Wir wollen diesen Zuständen entgegentreten!

Am 22. Februar werden wir ein buntes Fest feiern. Neben allem, was wir zum Feiern brauchen, wird es einen Kleider- und Kindersachenbasar geben, Gesprächsrunden, ein kleines Kinderprogramm und zahlreiche Möglichkeiten für Gespräche. Verschiedene Initiativen werden vor Ort sein, ihre Arbeit vorstellen und Möglichkeit zur Vernetzung geben. Darüber hinaus wollen wir gemeinsam überlegen, wie wir uns organisieren können, um etwas an den politischen Verhältnissen in Leipzig, Sachsen und Deutschland zu ändern.

Wann:
Samstag, 22.02.2020
14.00 Uhr

Wo:
Westringstraße 55
04435 Schkeuditz

25.02.: „Glaube, Liebe, Hoffnung“: Umbruchserfahrungen und rechte Kontinuitäten in Ostdeutschland

Filmvorführung und Diskussion mit Andreas Voigt und Alexander Leistner

Verfallene Straßenzüge, Arbeiter, die ihre Fabriken abreißen, rechte Jugendliche, die mit Pistolen in den öden Tagebaulandschaften herum schießen: Das Bild, das der Filmemacher Andreas Voigt von Leipzig in den Jahren 1992 und 93 zeichnet, ist eines, das von Orientierungslosigkeit, Aggression und der Zerrüttung einer Generation geprägt ist. Ein Jahr lang begleitete Voigt mehrere Jugendliche: Dirk, der wegen dem Überfall auf eine Asylunterkunft im Knast sitzt und ein Bild von Hitler über seinem Bett hängen hat. Jeanine, die auf ihn wartet. André, der Lieder mit fremdenfeindlichen Texten schreibt. Die neue glänzende Konsumwelt in der Innenstadt ist dabei eher harter Kontrast als Hoffnungszeichen.

Als der Film „Glaube, Liebe, Hoffnung“ in den 90er Jahren erschien, stieß er auf Kritik – auch in Leipzigs linker Szene. Man versuchte, die Aufführung zu verhindern. Nicht zuletzt deshalb, weil die ProtagonistInnen der Doku teilweise offen ihre neonazistische Gesinnung darlegen. Heute ist der Film ein wichtiges Zeitdokument, das die Umbruchserfahrungen, die Perspektivlosigkeit und vor allem die Radikalisierung im Zuge des Einigungsprozesses festhält.

Im 30. Jahr von friedlicher Revolution und Wiedervereinigung fragt man vielerorts nach dem Befinden der Ostdeutschen. Umso mehr, als dass demokratie- und fremdenfeindliche sowie autoritäre Denkmuster hier weit verbreitet sind. Spätestens mit dem Aufstieg von Pegida und AfD - aber auch schon vorher mit dem Auffliegen des NSU, mit rassistischen Ausschreitungen wie in Rostock oder Hoyerswerda – wurde das offensichtlich. Heute heißt es von verschiedenen PolitikerInnen, man müsse Verständnis haben für den Frust derer, denen das Ende der DDR viel genommen hat. Inwieweit muss man das? Lassen sich die aktuellen rechten Tendenzen mit der Leere damals und den Erfahrungen des Systemumbruchs erklären? Und welche Linie lässt sich ziehen zwischen den Szenerien, die der Film aufmacht, und der heutigen politischen Kultur im Osten Deutschlands?

Andreas Voigt ist Regisseur und Dokumentarfilmer. Mit seiner Leipzig-Reihe, die zwischen 1987 und 2015 entstand und insgesamt sechs Filme umfasst, wurde er international bekannt.

Alexander Leistner ist Soziologe an der Uni Leipzig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Konflikt- und Gewaltforschung, soziale Bewegungen und Kultursoziologie. Aktuell leitet er ein Forschungsprojekt zum Erbe von 1989.

Der Abend ist in zwei Teile gegliedert: Um 18 Uhr zeigen wir den Film „Glaube, Liebe, Hoffnung“. 20 Uhr folgt die Podiumsdiskussion. Die Teile bauen aufeinander auf, können aber auch unabhängig voneinander besucht werden.

Wann:
Dienstag, 25.02.2020
Einlass: 17:30 Uhr
Film 18:00
Diskussion 20:00

Wo:
Conne Island
Koburger Straße 3
04277 Leipzig

26.02.: MittwochsATTACke: „Wissens(lohn-)arbeit im akademischen Kapitalismus – Prekarisierungsdruck, Unmut und Organisierungshindernisse in Hochschule und Forschung“

Mi. 26.02.2020, 18 Uhr

Referent: Dr. Dr. Peter Ullrich.

An den Hochschulen steigt der Unmut über prekäre Beschäftigungsverhältnisse: Kurzzeitverträge, Kettenbefristungen, unfreiwillige Teilzeit, Überstunden, unbezahlte Lehraufträge – das ist die Realität der meisten An-gehörigen des akademischen Mittelbaus in einer sich ökonomisierenden Universität, die zugleich auch noch jede Menge feudale Strukturen in sich trägt. Der Unmut wird immer mehr zu sichtbarem Protest von Gewerkschaften oder Mittelbauinitiativen, doch sind die Handlungsbedin-gungen schwierig. Im Vortrag analysiert Peter Ullrich, was die Konfliktfähigkeit des aka-demischen Prekariats bremst und welche Ansätze trotzdem möglich sind. Ort: Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Straße 50. Flyer als pdf hier. Eintritt frei.

27.02.: Gespräch: Aufstand in Hongkong

Donnerstag, 27.02.2020, Einlass: 19:00 Uhr

Ein Augenzeugenbericht (mit Videos und Fotos) von Ralf Ruckus

Am 18. November 2019 kam es in Hongkong zu stundenlangen Straßenschlachten zwischen der Polizei und mehreren Tausend Protestierenden. Unmittelbarer Auslöser war die Umzingelung der besetzten Polytechnischen Universität durch die Polizei seit dem Vortag und das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Protestbewegung. In der Woche davor war der Berufsverkehr tagelang blockiert oder behindert worden, in der Innenstadt demonstrierten täglich Tausende Büroangestellte und besetzten Straßenkreuzungen, Universitäten wurden besetzt und in mehreren Vorstädten kam es zu Ausschreitungen. Dies ist der letzte Höhepunkt einer Aufstandsbewegung, die vor sechs Monaten entstand. Sie richtet sich gegen den zunehmenden Einfluss des rechten, autoritären Regimes der Kommunistischen Partei Chinas in der Stadt sowie die örtliche Regierung und Polizei und fordert eine Demokratisierung Hongkongs. Ein großer Teil der Bevölkerung der Stadt unterstützt die Bewegung und auch den „schwarzen Block“ der Jugendlichen, der sich mit Molotowcocktails gegen die Angriffe der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen zu Wehr setzt. Ralf Ruckus wird über den Aufstand, die Zusammensetzung, die Organisierungs- und Kampfformen sowie die Grenzen und Widersprüche der Bewegung berichten.

https://www.conne-island.de/termin/2020-02.html

27.02. Filme "The Story of Milk and Honey" und "Conference of the Birds"

The Story of Milk and Honey

Libanon 2011, Basma Alsharif, 10 min, arabische OF mit engl. Text

Ein namenloses Individuum reist nach Beirut, um eine Liebesgeschichte zu schreiben. Was folgt, ist eine aus dem Off erzählte Geschichte über die immer wieder scheiternden Versuche, den politischen Körper von der subjektiven Erfahrung zu unterscheiden.

Conference of the Birds

BRD/USA/Iran 2011, Azin Feizabadi, 48 min, arabische OmeU

Eine Gerichtsverhandlung in einem Nirgendwo jenseits der Zeit. Ein Filmemacher wird beschuldigt, einen Film geschaffen zu haben, der die Bürger*innen hypnotisiert und sie dazu bringt, sich zu erheben, ihr Inneres nach außen in die Öffentlichkeit zu kehren.

Wann:
Donnerstag, 27.02.
20.00 Uhr
mit Einführung

Wo:
INTERIM der Cinémathèque Leipzig
Kurt-Eisner-Straße 56
04275 Leipzig

27.02.: Vortrag: Wie reich darf man sein? Über Reichtum, Wohlstand und Moral

Ort:
Leipziger Stadtbibliothek
Datum:
Donnerstag, 27.02.2020
Uhrzeit:
19:00 Uhr

Vortrag: Prof. Dr. Christian Neuhäuser, Dortmund
Gemeinschaftsveranstaltung mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden Meißen

Eintritt: frei / Buchverkauf

https://www.leipzig-im.de/index.php?section=details&auswahl=veranstaltungen&auswahl2=140058&Volltext=Leipziger%20Stadtbibliothek

28.02.: Finissage zur Ausstellung »Karl Heinz Mai - Reporter auf drei Rädern« Fotografien 1945-1964

Leipziger Stadtbibliothek
Datum:
Freitag, 28.02.2020
Uhrzeit:
19:00 Uhr

Zum 100. Geburtstag des Leipziger Fotografen Karl Heinz Mai am 28.2.2020
Eine Ausstellung der Fotothek Mai Leipzig
In Zusammenarbeit mit dem Leipziger Geschichtsverein e. V. und dem Lehmstedt Verlag

Eintritt: frei / Buchverkauf

https://www.leipzig-im.de/index.php?section=details&auswahl=veranstaltungen&auswahl2=140059&Volltext=Leipziger%20Stadtbibliothek

06.01.-12.02.: Ausstellung: 1989 Zeitenwende: Osteuropa zwischen Friedlicher Revolution und Gewalt, Zittau

Datum: 06.01.–12.02.2020,
Ort: Zittau Sparkasse: Zittau, Deutschland

Das Jahr 1989 hat Europa verändert, und Europa hat sich seitdem weiter gewandelt. Die Öffnung der Mauer, die Demonstrationen in Prag, die Schüsse der rumänischen Geheimpolizei auf Bürger, die Stürmung von Stasi-Zentralen – der Fotograf Mirko Krizanovic dokumentierte Momente dieser Zeitenwende im Osten vor 30 Jahren und den folgenden Wandel.

Rasant lösten sich die kommunistischen Herrschaftssysteme Mittel- und Osteuropas auf. Diese politischen und ökonomischen Umwälzungen hatten gemeinsame Ursachen, aber sehr unterschiedliche Verläufe und Ergebnisse: In der ehemaligen DDR gelang die Revolution friedlich, in Rumänien kam es zu blutigen Kämpfen mit zahlreichen Toten und Jugoslawien zerfiel in mehreren Kriegen.

Die Bilder zeigen die Umbrüche im Osten Europas in Ausschnitten. Diese ordnet Prof. Dr. Tim Buchen mit seinen Ausstellungstexten in ein historisches Gesamtbild ein. Dieser Kontext zeigt deutlich die Besonderheit des friedlichen Charakters der Revolution in der ehemaligen DDR.

https://www.slpb.de/veranstaltungen/details/1492/

05.02.: Workshop: Geschichtspolitik von rechts, Dresden

"Wir AG"
Martin-Luther-Straße 21
01099 Dresden

05.02.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Mit Daniela Schmohl (RLS Sachsen) und Jonas Kühne (Historiker, GfZL)
Eine gemeinsame Veranstaltung der sLAG - sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem NS und der RLS Sachsen

Im Workshop wollen wir uns mit rechten Diskursstrategien beschäftigen und Narrative sowie Akteur*innen benennen, um damit Funktionsweise und Erfolge der Geschichtspolitik von rechts zu erfassen. Anlass sind neben aktuellen Interventionen von rechts bei Gedenkveranstaltungen, wie in Zwickau oder in Gedenkstätten, auch die sächsische Erinnerungspolitik und die rechte Diskursverschiebung der letzten Jahre. Auf Grundlage dieser Analyse können eigene Gegenstrategien entwickelt werden. Wie kann linke Geschichtspolitik auf die geschichts- und erinnerungspolitischen Angriffe von rechts reagieren?

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/VSJZF/geschichtspolitik-von-rechts/

11.02.: Lesung/Gespräch: Frauen der Novemberrevolution. Kontinuitäten des Vergessens, Dresden

Reihe: DIE STREIK(T). UND DU?

Stadtteilbibliothek Dresden Neustadt
Königsbrücker Straße 26
01099 Dresden

11.02.2020, 18:00 - 20:00 Uhr

Mit Dania Alasti (Autorin)
Eine Veranstaltung des F*Streik Netzwerk Dresden mit Unterstützung der RLS Sachsen

Von der Novemberrevolution wird zu ihrem 100. Jahrestag wieder viel gesprochen – nur: gab’s da eigentlich auch Frauen? Welche Rolle spielten sie in den großen Arbeitskämpfen und politischen Auseinandersetzungen dieser Zeit und warum hat die Geschichtsschreibung sie scheinbar vergessen?
Dania Alasti begibt sich auf Spurensuche nach den Kämpfen und Forderungen in den Streiks, Demonstrationen und Ausschreitungen revoltierender Frauen während des 1. Weltkriegs. Sie erzählt zugleich eine Geschichte der Verdrängung und Abwertung ihrer Proteste, die sich auch in aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen wiederfinden lässt. Nicht nur hier zeigt ein Blick in die Gegenwart deutlich: die Kämpfe der Frauen der Novemberrevolution müssen immer noch gekämpft werden! Insofern lässt sich aus ihren Zielen und Strategien aber auch aus ihren Niederlagen für die Gegenwart noch manches lernen.

Dania Alastis Buch „Frauen der Novemberrevolution: Kontinuitäten des Vergessens“ ist 2018 im Unrast Verlag (Münster) erschienen.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/IHZ3D/frauen-der-novemberrevolution-kontinuitaeten-des-vergessens/

13.02.: Diskussion/Vortrag: Nur ein Wimpernschlag in der Geschichte?... Der 13. Februar in Dresden

Albertinum
Tzschirnerpl. 2
01067 Dresden

13.02.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (ehemalige Bundesjustizministerin und NRW Antisemitismus-Beauftragte), Prof. Stefanie Schüler-Springorum (Leiterin des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung), Prof. Anja Besand (Professur für Didaktik der politischen Bildung, TU Dresden), Rafał Dutkiewicz (ehemaliger Stadtpräsident der Partnerstadt Breslau) und Cornelius Pollmer (deutscher Journalist, Moderator)

Eine gemeinsame Veranstaltung der Stadt Dresden, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Wilhelm-Külz-Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung, Weiterdenken - Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen

Am 13. Februar jährt sich zum 75. Mal die Bombardierung Dresdens am Ende des 2. Weltkrieges. Nie wieder sollen Menschheitsverbrechen wie in der Zeit des Nationalsozialismus von deutschem Boden ausgehen.
Erstmalig werden deshalb alle demokratischen politischen Stiftungen gemeinsam mit der Stadt Dresden darüber diskutieren, wie wir dieser Verantwortung gerecht werden können. Es werden zudem Fragen aufgeworfen, wie ein zeitgemäßes öffentliches Gedenken aussehen kann oder welche Rolle dabei Gedenkorte spielen.

E-Mail: dresden@rosalux-sachsen.de

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/UISXX/nur-ein-wimpernschlag-in-der-geschichte/

20.02.: Lesung/Gespräch: Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende. Dresden

Reihe: DIE STREIK(T). UND DU?

Motorenhalle
Wachsbleichstraße 4a
01067 Dresden

20.02.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Mit Bini Adamczak (Autorin)
Eine Veranstaltung des F*Streik Netzwerk Dresden mit Unterstützung der RLS Sachsen

Bini Adamczak stellt die Formen von Beziehungsweisen zwischen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Analysen der Revolutionen von 1917 und 1968. Beziehungen des anonymen Austauschs von Waren oder Dienstleistungen, der ökonomischen Ausbeutung oder der staatlichen Herrschaft haben dabei sehr viel mit den konkreten Formen der vermeintlich intimsten emotionalen Nahbeziehungen zu tun, mit denen sie in den gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse verknüpft sind. Denn ob und wie gesellschaftliche Beziehungsweisen insgesamt funktionieren, hat am Ende viel mit sehr konkreten Fragen zu tun: Wer putzt eigentlich das Klo – unbezahlt oder für Niedriglohn? Wer leistet die nie endende Haus- und Sorgearbeit, die die Basis unseres Lebens schafft. Wer ist ökonomisch und wer emotional wie und wo von wem abhängig? Was wird dabei als 'männlich' und was als 'weiblich' codiert und warum ist dieses Unterscheidung überhaupt wichtig? Und nicht zuletzt: wie könnten Menschen ihre wechselseiteigen Beziehungen vielleicht auch ganz anders gestalten?
Wie sind diese Fragen in den revolutionären Kämpfen um 1917 und 1968 diskutiert worden, was wurde dabei vergessen, in welche Widersprüche verstrickten sich die Antworten? Und vor allem: Wie wollen wir solche Fragen für uns in Gegenwart und Zukunft beantworten?

Bini Adamczaks Buch „Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende“ ist 2017 bei Suhrkamp (Berlin) erschienen.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/LIDXF/beziehungsweise-revolution-1917-1968-und-kommende/

27.02.: Lesung/Gespräch Fuck up + Unwork = Streik?, Dresden

Reihe: DIE STREIK(T). UND DU?

Projekttheater Dresden
Louisenstr. 47
01099 Dresden

27.02.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Mit Luise Meier (MRX Maschine)
Eine Veranstaltung des F*Streik Netzwerk Dresden mit Unterstützung der RLS Sachsen

Wenn wir vom Streiken reden, meinen wir nicht nur Arbeit gegen Geld. Besonders Frauen leisten – oft ungesehen und selten geschätzt – einen immensen Anteil unbezahlter Arbeit, die Haushalte aufrecht, junge und alte Menschen am Leben und persönliche Beziehungen stabil hält. Frauen sorgen (sich), putzen, waschen, kaufen ein, und Kuchen gibt’s dann auch noch oben drauf – für die gute Stimmung beim Geburtstag. Nicht zuletzt und v.a. halten sie aber auch ihren eigenen Körper, ihr eigenes Begehren und ihre Lust in Form und das oft nicht in erster Linie und nie ausschließlich für sich selbst.

So kreativ, wie Frauen sind, um das alltägliche Leben für alle angenehm zu machen und so abhängig das gesellschaftliche Leben dabei von ihren meist unsichtbaren Tätigkeiten ist, so kreativ und vielfältig können auch unsere Protest- und Streikformen sein! Mit Luise Meier fragen wir, wie genau das aussehen könnte: Inwiefern sind verweigern, faul sein, zu spät kommen, scheitern, verschwenden, nicht schön und auch nicht nett sein Formen politischer Praxis? Wir wollen ‚Fuck-Up‘ und ‚Unwork‘ als Methoden des politischen Eingreifens, als Mittel im Kampf gegen eine auf Ausbeutung und Unterdrückung basierende Gesellschaft diskutieren und damit herausfinden, wie wir den allgemeinen Betriebsablauf des täglichen Lebens am 8. März und darüber hinaus am besten sabotieren können und dadurch ganz nebenbei vielleicht auch etwas entspannter leben lernen.

Luise Meiers Buch „MRX Maschine“ ist 2018 bei Matthes & Seitz (Berlin) erschienen.

http://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/OOG2R/fuck-up-%2B-unwork-%3D-streik/

Martin Kirschner / Richard Nate (Hg.): Europa – Krisen, Vergewisserungen, Visionen Interdisziplinäre Annäherungen

Wenn das Konzept »Europa« derzeit grundlegende Fragen aufwirft, dann liegt darin zugleich auch die Chance, es neu zu diskutieren und neu zu definieren. Die Phase der Krise und des Umbruchs betrifft sowohl die politische Ebene der Europäischen Union als auch die kulturellen Gemeinsamkeiten und gesellschaftlichen Bindekräfte Europas – und damit spielt der Bezug auf europäische Werte, gemeinsame Wurzeln und verpflichtende Prinzipien eine wichtige Rolle. Die Beiträger/-innen des Bandes beleuchten diese Herausforderung aus den unterschiedlichen Erfahrungsbereichen und Zugangsweisen ihrer Disziplinen, von den Geistes- und Sozialwissenschaften bis zum Journalismus und der Politik.

Weitere Infos und Bestellung bei Transcript.

David Scheller: Demokratisierung der Postdemokratie. Städtische soziale Bewegungen in Berlin und New York City

Städtische Proteste haben Hochkonjunktur. Mieter_innen, Kunst- und Kulturschaffende, Studierende, Wohnungslose und Geflüchtete melden sich zu Wort und fordern jenseits ihrer partikularen Bedürfnisse direkte Teilhabe an politischen Entscheidungen ein. Am Beispiel der Metropolen Berlin und New York zeigt David Scheller, wie sich städtische soziale Bewegungen zwischen 2011 und 2015 konstituieren und damit dringliche Themenfelder politisieren und verbinden. Ausgehend von einer hegemonietheoretischen Diskursanalyse der vielstimmigen Protestartikulationen schlägt er eine Interpretation von Möglichkeitsräumen zur Demokratisierung in der Postdemokratie vor, die für diese neue Phase städtischen Protests ausschlaggebend sind.

Weitere Infos und Bestellung bei Transcript.

Raimund Hasse / Anne K. Krüger (Hg.): Neo-Institutionalismus. Kritik und Weiterentwicklung eines sozialwissenschaftlichen Forschungsprogramms

Im Zentrum des Buches stehen die Kritik und Weiterentwicklung eines der einflussreichsten Ansätze der Sozialwissenschaften: des soziologischen Neo-Institutionalismus. Insbesondere diejenigen, die an wichtigen Forschungsfeldern der Soziologie, der Managementforschung und der Politikwissenschaft interessiert sind, können von den kritischen Auseinandersetzungen mit Schlüsselkonzepten und deren Weiterentwicklungen profitieren.

Weitere Infos und Bestellung bei Transcript.

Julian Schenke / Christopher Schmitz / Stine Marg / Katharina Trittel: Pegida-Effekte? Jugend zwischen Polarisierung und politischer Unberührtheit

Pegida hat den politischen Diskurs verändert – soviel steht vier Jahre nach Beginn der Proteste fest. Doch die Deutungen zu den Ursachen und Folgen der »Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes« gehen weit auseinander.

Auf Basis einer umfangreichen empirischen Studie diskutieren die Autor_innen dieses Bandes, ob und wie Pegida als Protestphänomen und Chiffre bei der Jugend verfängt. Die Studie bietet eine Analyse politischer Deutungsmuster der Jugend im Jahr 2018, indem sie politische Vorstellungen, Wünsche, Ängste und Gedanken zur demokratischen Einwanderungsgesellschaft in den Mittelpunkt stellt.

Weitere Infos und Bestellung bei Transcript.

Extraheft „Mietexplosion vs. Daseinsvorsorge“

Ab dem 13. Januar gibt es bundesweit an vielen Bahnhofskiosken eine Sonderausgabe der Zeitschrift Lunapark21 mit dem Titel „Mietenexplosion vs. Daseinsvorsorge“. Das Heft ist als gemeinsames Projekt von „Gemeingut in BürgerInnenhand“ (GiB) und Lunapark21 entstanden. In dem 80 Seiten umfassenden Extraheft werden von verschiedenen Autoren Hintergründe der Mietpreisexplosion ebenso beleuchtet wie Möglichkeiten zur Gegenwehr.

Journalistinnen und Journalisten können das Heft kostenlos über „Gemeingut in BürgerInnenhand“ beziehen. Dazu nur kurz die Adresse schreiben an: info [at] gemeingut [punkt] org. Das Heft enthält insgesamt 17 Artikel sowie den Abdruck von vier Interviews und wurde vom Künstler Joachim Römer mit Grafiken und Fotomontagen aufwendig ausgestaltet. Ebenfalls im Heft findet sich eine Zusammen­stellung von aktuellen Bürgerbegehren und -entscheiden und Volksentscheiden zu bezahlbarem Wohnraum.

09.02.: geschäftsführende*n Vorständin/Vorstand (w/d/m, Vollzeit) Bewegungsstiftung

Die Bewegungsstiftung stärkt die Arbeit von sozialen Bewegungen durch Zuschüsse, Beratung und Vernetzung. Mehr als 190 Stifter*innen haben die bundesweite Gemeinschaftsstiftung mit Sitz in Verden bei Bremen mit einem Kapital von mehr als sieben Millionen Euro ausgestattet. Das jährliche Fördervolumen liegt bei 400.000 Euro.

Die Menschen, die in der Bewegungsstiftung zusammenkommen, wollen einen Beitrag zu einer gerechten und zukunftsfähigen Gesellschaft leisten und engagie­ren sich für Demokratie, Menschenrechte, Frieden und Ökologie. In der Bewegungsstiftung entscheiden Stifter*innen und Förderprojekte gemeinsam.

Wir suchen als Nachfolge des bisherigen Stelleninhabers zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n geschäftsführende*n Vorständin/Vorstand (w/d/m, Vollzeit).

Bewerbungsfrist 9. Februar. Alle Infos hier.

CfP (16.02.2020) Tagung Digitalisierung und Soziale Arbeit – Transformationen, Beharrungen und Herausforderungen

Call for Papers
Tagung
Digitalisierung und Soziale Arbeit – Transformationen, Beharrungen und Herausforderungen
vom 22. bis 23.10.2020 an der FernUniversität in Hagen

Mit der zunehmenden Digitalisierung verändern sich die Lebenswelten der Adressat_innen von Sozialer Arbeit, die Arbeitswelten von professionellen Akteuren der Sozialen Arbeit wie auch die Soziale Arbeit selbst. Insbesondere dürften traditionelle sozialarbeiterische Konzepte und Handlungsmodelle, wie Alltagsorientierung, Empowerment, Sozialraumorientierung etc. durch
digitale Technologien eine maßgebliche Veränderung hinsichtlich ihrer Ausdehnung, Reichweite und Ausrichtung erfahren. Tendenziell könnten Entwicklungen dahin gehen, dass Hilfeleistungen mit Digitalisierungsstrategien figuriert werden und dass sich daraus neuartige Formen von Kontroll- und Herrschaftsmechanismen ergeben.
Fernerhin könnten sich durch die Digitalisierung gesamtgesellschaftlich neuartige Problemkonstellationen ergeben, die unter anderem zu (Re-)Produktion von sozialen Ungleichheiten, Normalisierungsvorstellungen, Stigmatisierungen, Differenzen etc. führen. Auf der anderen Seite ist zu erwarten, dass neuartige Lösungsarchitekturen durch digitale Artefakte implementier werden, die Ungleichheiten und Differenzlinien nivellieren können. Auf diese digitale (Re-)Konfiguration der Welt und der damit einhergehenden Inklusions- und Exklusionsprozesse muss die Soziale Arbeit eine Antwort sowohl auf Seiten des Umgangs mit Klient_innen als auch auf Seiten der professionellen Akteure in täglicher Praxis und in der Ausbildung finden, um im Diskursgewimmel eine, das eigene Handeln reflektierende und zugleich hörbare Position zu beziehen.
Der digitalen Transformation und den sich damit ergebenden Herausforderungen stehen dabei durchaus auch analoge Beharrungstendenzen gegenüber, welche ihre jeweils ganz unterschiedlichen epistemischen und praxeologischen Begründungskonstellationen aufweisen, etwa wenn auf die „reine“ unmittelbare Interaktion, als Begegnung von professionellen Akteuren und Klient_innen, ohne mediale Vermittlung, verwiesen wird. Hierbei stellen sich Fragen, inwieweit jene Positionen und Praktiken selbst von Exklusionsprozessen aufgrund der Totalität des Digitalen erfasst werden können und damit (bisherige) sozialarbeiterische Wirklichkeit beschnitten wird. Zum anderen zeigt sich, dassmit der Digitalisierung eine Metrisierung des Sozialen einhergeht, welche möglicherweise vollkommen neuartige Kontrollregime implementiert, in welche, die im Feld der Sozialen Arbeit Tätigen, als auch die pädagogischen Adressat_innen inkludiert werden. Beispielsweise könnten auch die digitalen Artefakte, die auf Basis von Big Data operieren, zu prognostischen Zwecken oder zu Beratungszwecken eingesetzt werden, was eine Vielzahl von Fragen, wie etwa die des Datenschutzes, Erzeugung von (neuartigen) Gouvernementalitätsmustern, Zuschreibung von Fachkompetenzen an das Medium, nach der Sozialität der Sozialen Arbeit nach sich zieht. Aus einer machtkritischen Perspektive kann erwartet werden, dass sich die Metrisierung mit der Doublette von Standardisierung und Ökonomisierung koppelt, was eine umfassende Rationalisierung des gesamten Arbeitsfeldes nach sich ziehen könnte. Dieser hier skizzierte Vorgang hat Auswirkungen auf Subjektivierungspraktiken aller im Feld beteiligten Akteure und die Verteilung „des Sozialen“, das zunehmend medial vermittelt in Erscheinung tritt. Es stellen sich also Fragen nach sozialer Ungleichheit (Digitale Spaltung), Veränderungen und Überformungen des Arbeitsfeldes durch feldfremde Logiken (z.B. Orientierung an Effizienz, Vorhersagbarkeit, Berechenbarkeit und Kontrolle), Positionsbestimmungen „des Sozialen“ bzw. der Sozialen Arbeit inmitten des Digitalen (z.B. Relationsbestimmung von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren) und Subjektivierungspraktiken von Klient_innen wie Professionellen (Inkompatibilitäten zwischen verschiedenen, durch digitale Filterblasen weiter ausdifferenzierten Lebenswelten, Erodierung von beruflicher Professionalität durch Digitalisierung sowie einer Transformation von Sozialer Arbeit als Fürsorge und Lebenshilfe zur einer datengetriebenen
Kontrollinstanz).

Beitragseinreichung
Willkommen sind zum einen theoretische Beiträge, die reflexiv oder prognostisch einen der besagten Bereiche in den Blick nehmen und kritisch diskutieren. Zum anderen sind empirische Beiträge willkommen, die aktuelle Befunde zu einem der skizzierten Themenbereiche zur Diskussion stellen. Die Beiträge sollen so gestaltet werden, dass sie eine reine Vortragszeit von 20 Minuten nicht überschreiten. Im Anschluss an jeden Beitrag ist eine 10minütige Diskussion vorgesehen.

1. Transformation, Beharrung und Herausforderung des Feldes der Sozialen Arbeit im Angesicht der Digitalisierung
Beiträge in diesem Themenschwerpunkt versuchen vorwiegend unter einer theoretischen Perspektive die Transformation, Beharrung oder Herausforderungen ganz allgemein zum Feld der Sozialen Arbeit im Angesicht der Digitalisierung zu fassen. Hierbei soll insbesondere theoretisch diskutiert werden, welchen (Akteurs-)Status und welche Funktion das Digitale innerhalb der Sozialen Arbeit hat und welche neuen/alten Herausforderungen sich für diese durch die Digitalisierung ergeben.

2. Transformation, Beharrung und Herausforderungen der Lebenswelt von Klient_innen von Sozialer Arbeit im Hinblick auf die Digitalisierung
Beiträge in dieses Themenschwerpunktes thematisieren etwa Subjektivierungspraktiken von Klient_innen von Sozialer Arbeit in Anbetracht der Digitalisierung. Hierbei kann der Fokus etwa auf machtkritische Positionen zur Figuration von Subjektivierung und Digitalisierung und deren Korrespondenz mit prekären Lebenslagen gelegt werden. Zum anderen kann diskutiert werden, welche Selbstermächtigungspraktiken und Widerstandspraktiken sich für Klient_innen der Sozialen Arbeit durch das Digitale oder dessen Vermeidung ergeben.

3. Transformation, Beharrung und Herausforderungen von professionellen Akteuren der Sozialen Arbeit im Angesicht der Digitalisierung
In diesem Themenschwerpunkt können Beiträge unter empirischer und/oder theoretischer Perspektive eingereicht werden, die sich mit Subjektivierungspraktiken von professionellen Akteuren in sozialpädagogischen Handlungsfeldern befassen. So kann etwa diskutiert werden, wie sich das Selbstverständnis von Sozialarbeiter_innen durch die Digitalisierung konstituiert. Es kann hierbei auch die aktuelle Ausbildungssituation von angehenden Sozialarbeiter_innen im Zuge einer digitalen Transformation in den Blick genommen werden.

Einreichung von Beiträgen:
Bitte reichen Sie bis zum 16.02.2020 Ihren Abstract von maximal 2.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen) bei der Tagungsorganisation ein.
E-Mail: TagungDigitalisierungSA@fernuni-hagen.de
Bitte machen Sie auch einige kurze Angaben zu Ihrer Person (Titel, derzeitige Tätigkeit, evtl. Forschungsschwerpunkte).
Eine Rückmeldung über Annahme oder Ablehnung Ihres Vorschlags erhalten Sie bis spätestens zum 25.03.2020
Übernachtungskosten sowie Fahrtkosten für Referent_innen werden übernommen.
Alle angenommenen Beiträge werden im Anschluss an die Tagung in einem Sammelband veröffentlicht.

Kontakt für Rückfragen/Verantwortliche:
Dr. Maik Wunder
FernUniversität in Hagen
Lehrgebiet Bildung und Differenz (Prof. Dr. Katharina Walgenbach)
Digitalisierung-SozialeArbeit@fernuni-hagen.de

CfP (15.03.) Quo vadis Qualitative Kriminologie?

Quo vadis Qualitative Kriminologie?
Call for Participation
Tagung am 04./05. November 2020
am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. in Hannover

Die Kriminologie ist eine interdisziplinäre und insbesondere eine empirische Erfahrungswissenschaft. Zurückgehend auf die 1. Chicagoer Schule in den 1920er Jahren begründet durch A.W. Small, W.I. Thomas, R. E. Park und E.W. Burgess (Miller et al. 2015) werden die kriminalsoziologischen und qualitativen Wurzeln der Kriminologie sichtbar. Nach dem Prinzip „getting inside of the actor`s perspective“ (Meyer 2000: 31) ging es zunächst vor allem darum, ein Verständnis für die hohen Kriminalitätsraten in Chicago zu finden.

Vielfältige Entwicklungen der vergangenen Dekaden haben dazu geführt, dass sich qualitativekriminologische Forschung von ihren empirischen Wurzeln entfernt und mittlerweile „overshadowed“ (Copes & Miller 2015) von quantitativen Ansätzen ist. Interaktionistische Perspektiven können und sollten das ätiologische und numerische Aufspüren von Gründen für abweichendes Verhalten wenigstens ergänzen, wenn nicht sogar durch einen besonderen Blickwinkel schärfen. Bereits vor etwa 20 Jahren konstatierten Meuser und Löschper (2002) trotz Bedeutungszuwachses qualitativer Methoden in der Kriminologie eine Dominanz standardisierter Verfahren. Diese weiterhin zu beobachtende Dominanz quantitativer und anwendungsorientierter Ansätze in der Kriminologie (Schmidt 2016) hat jedoch dazu geführt, dass qualitative Forschung zu
abweichenden Verhalten und dem institutionellen Umgang damit zwar vielfältig (vor allem auch in den Nachbardisziplinen der Kriminologie) betrieben werden, im kriminologischen Diskurs aber häufig unsichtbar bleiben.

Diese Vielfältigkeit qualitativer Ansätze in Bezug auf Fragestellungen rund um Soziale Kontrolle, Soziale Probleme, Devianz und gesellschaftliche Reaktion bzw. Umgang mit Devianzwollen wir sichtbar machen und Forschende auf diesem Gebiet aus der Kriminologie aber auch verwandter Disziplinen zusammenbringen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den spezifischen Herausforderungen, die eine mikrosoziologisch-empirische Perspektive auf Fragen rund um Devianz und soziale Kontrolle mit sich bringt. Es sind Beiträge willkommen, die sich u.a. mit folgenden Aspekten beschäftigen, aber gern auch darüber hinaus gehen dürfen:

  • Ethische und (Datenschutz-)rechtliche Herausforderungen: Welche besonderen ethischen und rechtlichen Herausforderungen stellen sich in qualitativ-kriminologischer Forschung angesichts ihrer besonders sensiblen und oft gleichsam politisierten Forschungsgenstände? Wie können Forschende ihr Handeln im Spannungsfeld von Forschungsinteressen, methodologischen Ansprüchen, technischen Möglichkeiten sowie moralischen und rechtlichen Anforderungen erfolgreich navigieren? Was implizieren Entwicklungen wie open science und open data für qualitative kriminologische Forschungen?
  • Standortgebundenheit/Positionalität der Forschenden: Die alte Frage, wie wertneutral und objektiv Forschung sein kann, stellt sich für qualitativ-kriminologische Forschung in besonderer Weise und wurde schon früh kontrovers diskutiert (Becker 1967, Gouldner 1968). Sie scheint in Zeiten des Auflebens evidenzbasierter, primär auf praktische Verwertbarkeit abstellender und quantitativer Forschung allerdings nötiger denn je zu diskutieren. Was bedeutet es für qualitative kriminologische Forschung, die Standortgebundenheit und Partialität der eigenen Wissensproduktion (Harway 1988) mitzudenken? Wie beeinflusst diese Positionalität der Forschenden den Umgang und den Forschungssubjekten? Wie lässt sie sich im Erkenntnisprozess fruchtbar machen?
  • Repräsentativität und Generalisierbarkeit: Welche Antworten findet qualitative Forschung auf die im öffentlichen und politischen Kriminalitätsdiskurs oft vorherrschende Nachfrage harter Fakten und repräsentativer Zahlen? Wie gelingt qualitativ-kriminologischer Forschung der „methodisch gestützte Stabhochsprung“ (Wohlrab-Sahr 2018), d.h. wie gelingt der Weg zur Theoriebildung und damit die fruchtbare Verknüpfung von Theorie und Empirie? Wie sieht aktuelle, aufschlussreiche qualitativ-kriminologische Forschung aus?
  • Gesellschaftlicher Kontext und Erwartungsstrukturen: Welche gesamtgesellschaftlichen und wissenschaftspolitischen Entwicklungen und Strukturen prägen das Feld der Kriminologie? Mit welchen Erwartungsstrukturen ist kriminologische Forschung konfrontiert? Wie kann sich qualitative kriminologische Forschung vor diesem Hintergrund legitimieren und positionieren? Welche Herausforderungen stellen sich vor diesem Hintergrund im Kontext kriminologischer Fragestellungen, etwa bei der Akquise von Drittmitteln, beim Feldzugang, etc.?

Ziel der Tagung ist zum einen eine erste Standortbestimmung qualitativ-kriminologischen Forschungsprojekte und eine damit einhergehende Vernetzung der Forschenden. Damit soll zum anderen der gemeinsame Diskurs um Herausforderungen und Potentiale qualitativ-rekonstruktiver Forschung in Bezug auf kriminologische Fragestellungen gefördert werden. Die Tagung dient zugleich als Impulsgeber und Basis für einen Sammelband mit ausgewählten Beiträgen zum Thema, der im Nachgang der Tagung entstehen soll.
Wir bitten um Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter) für einen Vortrag bis zum 15.03.2020 an:
jukschat@dji.de
carolin.neubert@kfn.de
katharina.leimbach@jura.uni-hannover.de
Organisator*innen: Dr. Nadine Jukschat (Deutsches Jugendinstitut Halle), Carolin Neubert
(Kriminologisches Forschungsinstitut Hannover), Katharina Leimbach (Leibniz Universität
Hannover).

Referenzen:
Becker, H. (1967): Whose Side Are We On? In: Social Problems 14 (3), S. 239-247.
Copes, H.; Miller, M. (2015): The Routledge Handbook of Qualitative Criminology. Oxon: Routledge.
Gouldner, A. (1968): The Sociologist as Partisan: Sociology and the Welfare State. In: The American Sociologist 3 (2), S. 103-116.
Haraway, D. (1988) Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilege of a Partial Perspective. In: Feminist Studies 14 (3), S. 575-99.
Meuser, M.; Löschper, G. (2002): Einleitung: Qualitative Forschung in der Kriminologie. In: FQS 3 (1), S. 1-13.
Meyer, Anja (2000): Qualitative Forschung in der Kriminologie. Die Hallenser Biographiestudie zur Jugendgewalt. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Miller, M.; Copes, H.; Hochstetler, A. (2015): The History and Evolution of Qualitative Criminology. In: The Routledge Handbook of Qualitative Criminology. Oxon: Routledge, S. 3-22.
Schmidt, H. (2016): Theorie und Empirie deutschsprachiger Strafvollzugsforschung. Ein Zwischenruf. In: Kriminologisches Journal 48 (3), S. 202-227.
Wohlrab-Sahr, M. (2018): Theorie fürs Große, Methoden fürs Kleine? Überlegungen zum methodisch gestützten Stabhochsprung in der Kultursoziologie. In: Böcker, J.; Dreier, L.; Eulitz, M.; Jakob, M.; Leistner, A. (Hrsg.): Zum Verhältnis von Empirie und kultur-soziologischer Theoriebildung. Stand und Perspektiven. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 34-51.

CfP (31.03.): "Rechte Raumnahme"

Das Erstarken der extremen Rechten wirft auch für geographische
Forschung zentrale Fragen auf. Angesprochen werden die Transformation
nationaler Identität, Praxen der Grenzziehung sowie der Formierung des
Anderen, zentral sind aber auch Konzepte wie Raum, Nationalität,
Rassismus, Identität, Geopolitik, Globalisierung, Migration sowie
Stadt-Land-Beziehungen. Angestoßen durch eine Vielzahl von Debatten auf
dem Deutschen Kongress für Geographie in Kiel im Herbst 2019 möchte die
Geographische Zeitschrift ein Themenheft zu Raumproduktionen durch
rechte Politiken herausgeben. Wir möchten Beiträge aus aktuellen
Forschungsprojekten publizieren, die theoretisch geleitet und empirisch
fundiert der Frage nachgehen, was rechte Raumproduktionen kennzeichnet;
auf welche Weise, mit welchen Mitteln, mit welchen Wirkungen und von
welchen Akteur_innen rechte Raumproduktionen vollzogen werden; und wie
sie methodisch-empirisch erforscht werden können. Es geht uns darum,
Mechanismen rechter Raumnahmen jenseits von „no go-Areas“ und „national
befreiten Zonen“, über die ja schon seit Längerem wissenschaftlich
gearbeitet wird, aufzuzeigen. Es können Raumnahmen an konkreten Orten,
aber auch in klassischen sowie sozialen Medien und in gesellschaftlichen
Netzwerken analysiert werden. Ziel ist es ein breiteres geographisches
Fachpublikum auf dieses Feld hochproblematischer Raumproduktion
aufmerksam zu machen. Zudem sehen wir die Notwendigkeit, über
methodisch-empirische Zugriffe und Probleme empirischen Arbeitens über
extremistische Positionen zu sprechen und einen diesbezüglichen
Austausch zu fördern. Daher sind ausdrücklich auch Beiträge erwünscht,
die sich mit Fragen des Feldzugangs, mit Forschungsstrategien und den
Grenzen der Beforschbarkeit auseinandersetzen.

Folgende Schwerpunkte und Aspekte würden wir gern durch Beiträge zu dem
geplanten Themenheft ansprechen:

- Aneignung und Ausdeutung von Raumformen wie „Raum“, „Region“, „Stadt“,
„Land“ u.ä. in und durch rechte Diskurse(n)
- Medien rechter raumproduzierender Praktiken (z.B. Literatur, Musik,
Film/Video/Serien, Zeitungen/Zeitschriften, internetbasierte Kommunikation)
- Rolle von sozialen Medien für lokalisierte Raumnahmen – Schnittstelle
on-/off-line
- Rassismus und Etabliertenvorrechte als zentraler Bestandteil von Raumnahme
- Rechte Raumproduktionen in „öffentlichen“ und „privaten“ Kontexten
u.a. auch die Rolle von Gewalt (z.B. Schulen, Festivals,
Demonstrationen, Gemeinde-/Stadträte, Kneipen, Vereine)
- lokale Einbettungen rechter Politiken
- Raumproduktionen „zwischen“ Rechtspopulismus und Rechtsextremismus
- ökonomische Strategien rechter Raumproduktionen
- vergleichende Analysen (innerhalb von Europa, aber auch darüber hinaus)
- neue Rechte – neue Strategien der Raumproduktion?

Zeitplan
- Interessensbekundung (Arbeitstitel und Abstract von max. 300 Wörtern)
bis 31. März 2020. Bitte auf theoretische und empirische Perspektive
eingehen
- Einreichen des Manuskripts bis zum 15.10.2020
- Begutachtungsverfahren bis 31.12.2020
- Überarbeitung bis Ende Februar 2021

Dr. Daniel Mullis
Programmbereich V "Glokale Verflechtungen"

Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)
Peace Research Institute Frankfurt (PRIF)
Baseler Str. 27–31 | 60329 Frankfurt am Main | Deutschland

Tel.: +49 (0)69 959 104 72
eMail: mullis@hsfk.de
twitter: @DaenuMullis

www.hsfk.de | http://hsfk.academia.edu/DanielMullis

Wir möchten darauf hinweisen, dass alle Einträge in den Rubriken (außer "EnWi") auf Fremdinformationen basieren. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität dieser Informationen. Wir sind stets bemüht, ein möglichst vielseitiges Angebot an Informationen zu bieten. Der Newsletter kann jederzeit über die Homepage von EnWi e.V. abgemeldet werden (über die Startseite, rechte Spalte: Box "EnWi Newsletter").