Nordsächsische Zustände: Broschüre von chronik.LE informiert über Neonazismus

Druckeroptimierte VersionAls Email sendenPDF VersionTitelseiteSeit dem 20. September 2012 steht die Broschüre „Nordsächsische Zustände“, die im Rahmen des Projektes „chronik.Nordsachsen“ der RAA Leipzig - Verein für Interkulturelle Arbeit, Jugendhilfe und Schule e.V. in Zusammenarbeit mit der Redaktion AG „chronik.LE“ des Vereins Engagierte Wissenschaft e.V. erstellt und durch den Lokalen Aktionsplan (LAP) des Landkreises Nordsachsen gefördert wurde, auf www.chronikle.org zum Download bereit.


Die 68 Seiten umfassende Broschüre beinhaltet Analysen und Hintergrundberichte zu Diskriminierung und Neonazismus im Landkreis. Die PDF-Datei darf auch auf anderen Websites verlinkt werden.

Die Broschüre gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird ein Überblick über vorhandene neonazistische Strukturen im Landkreis gegeben. Das beinhaltet u.a. die Präsenz der NPD in den Kreis- und Gemeinderäten, die ideologischen Muster hinter ihrer teilweise harmlosen Selbstdarstellung und die Folgen neonazistischer Gewalt. Auch das Thema struktureller Rassismus wird mit einem Blick auf die Lebensbedingungen von Asylsuchenden in Nordsachsen beleuchtet.

Der zweite Teil geht ausführlicher auf die Situationen in einzelnen Städten bzw. Regionen (Schkeuditz, Delitzsch, Eilenburg, Torgau und Oschatz) ein. Grundlage dafür bilden die Datensammlung von „chronik.Nordsachsen“ und Gespräche mit mit Expert_innen (u.a. Sozialarbeiter_innen, Kulturschaffende, Lokalpolitiker_innen und Mitarbeiterinnen des Mobilen Beratungsteams des Kulturbüro Sachsen und der Opferberatung der RAA Sachsen) sowie Betroffenen rechter Gewalt. Mehrere Artikel sind dem brutalen Mord an Andrè K. vor einem Jahr in Oschatz gewidmet, darunter ein Text der Sozialdarwinismus als Motiv für Abwertung und Übergriffe auf Obdachlose analysiert.

Am Ende findet sich ein Service-Part mit Informationen und Kontaktmöglichkeiten für das Engagement gegen Neonazismus und andere Erscheinungsformen von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Ein „Theorie-Einleger“ erläutert knapp wichtige Begriffe und Diskriminierungsformen.

Bei mittlerweile mehr als 370 online dokumentierten Ereignisse mit gruppenbezogen Menschenfeindlichem bzw. diskriminierendem Hintergrund für den Landkreis Nordsachsen muss von einer weit höheren Dunkelziffer ausgegangen werden. Verallgemeinernde Aussagen für den Landkreis lassen sich daher nur unter Vorbehalt treffen. „Eine neonazistische Modellregion, wie vom langjährigen Kameradschaftsführer und jetzigen NPD-Kreisvorsitzenden Maik Scheffler angestrebt, ist Nordsachsen noch nicht. Das ist aber kein Grund zum Zurücklehnen, da weiterhin gravierende Probleme bestehen.“, warnt Jens Frohburg. In den einzelnen Städten sind unterschiedlich gut organisierte Nazi-Strukturen festzustellen. In einigen Gebieten bestehen zumindest punktuelle No-Go-Areas, in denen Menschen, die sich nicht in das Weltbild von Neonazis einfügen (können), bedroht werden und Angriffen ausgesetzt sind.

Teilweise sind auch Gewöhnungseffekte festzustellen: Betroffene von rechter Gewalt haben sich an diese gewöhnt und akzeptieren ihre Situation. Sie betrachten permanente Einschüchterungen, offene Drohungen oder leichte Körperverletzungen ohne schwerwiegende Folgen als alltägliche Lappalien. Für Aufsehen sorgen nur noch schwerwiegende Übergriffe. „Dies darf nicht einfach so hingenommen werden. Insbesondere die kommunalen Verantwortlichen müssen sich stärker positionieren und zivilgesellschaftliche Gegenkräfte unterstützen. Wo es diese gibt, haben es Neonazis schwerer, sich zu etablieren.“, so dass Fazit von „chronik.Nordsachsen“-Sprecher Frohburg.

Das Projektteam ist weiterhin sehr an Hinweisen von Betroffenen oder Zeug_innen von diskriminierenden Vorfällen aus Nordsachsen interessiert. Dafür steht u.a. das Kontaktformular unter www.chronikle.org/ereignismelden zur Verfügung.

Zum kostenfreien Download der Broschüre “Nordsächsische Zustände”

  • Für Rückfragen sind wir erreichbar unter chronik.LE [et] engagiertewissenschaft.de
  • Die Broschüre ist noch nicht als Printversion bestellbar! Die Redaktion der chronik.Nordsachsen bemüht sich derzeit um eine Finanzierung des Drucks.
  • Bibliografische Angaben: chronik.LE (Hrsg.): Nordsächsische Zustände. Ein Schattenberich über Neonazismus in Nordsachsen. September 2012.
  • Vollständige Pressemitteilung zur Veröffentlichung der Broschüre