Schwerprekär beim Workshop im Rahmen des 50 Jährigen Jubiläums des Tanzarchivs Leipzig

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Tu 11.2007
10:00 Uhr

Die Jubiläumsfeierlichkeiten und Veranstaltungen finden unter dem Motto „Ausstellungsprojekt ‚Arbeit und Rhythmus’: Die Suche nach gemeinschaftsstiftenden Lebensformen“ vom 18.10. - 8.11. in der Schaubühne Leipzig statt.

siehe auch: www.tanzarchiv-leipzig.de

Abstract zum Vortrag

„Unterschichten“, „Klassen“ „Prekariat“? Welche Begriffe „stechen“ zur Analyse und Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse
In unserer Präsentation möchten wir folgende Problemstellungen und Thesen zur Diskussion stellen:

A) Unser eigener Zugang speist sich aus der Wahrnehmung und Kritik der Debatte um neue Begriffe zur Beschreibung gesellschaftlicher Verhältnisse. So werden z. B. sog. „Unterschichten“ folgende Zuschreibungen zuteil: Sie sind disziplinlos, ernähren sich falsch, hängen rum, sind arbeitsscheu, dumm, fettleibig, fernsehsüchtig, antriebslos, bewegungsfeindlich usw. Kurzum: Unterschichten sind asozial. D.h. aktuelle Debatten über „Unterschichten“ und auch das „Prekariat“ weisen auf gesellschaftliche, soziale, politische und mediale Phänomene hin, die es zu beleuchten und kritisch zu befragen gilt. Wie wird Gesellschaft heute beschrieben und bewertet? Wie werden welche gesellschaftlichen Gruppen erfasst, hergestellt? Und welche sozialen und politischen Vorgänge bewirken deren Ab- und Ausgrenzung?

Die Begriffe „Unterschichten“ und „Prekariat“ werden anhand von wissenschaftlichen und öffentlichen/medialen Diskursen dargestellt und auf theoriepolitische Möglichkeiten hin befragt: Was sind die Stärken und Schwächen bestimmter Begriffe hinsichtlich ihrer Analysefähigkeit? Welche Position können sie im politischen Diskurs einnehmen oder welche Diskussionen erst anregen?

B) Besonders wichtig sind uns die gerade im Unterschichtenbegriff enthaltenen Verbindungslinien zu Fragen von Geschlechterverhältnissen und Rassifizierungsprozessen. Alle drei klassischen Diskriminierungskategorien („race“, „class“, „sex/gender“), das haben auch die ReferentInnen einer Vortragsreihe in Leipzig immer wieder betont, weisen zumindest immanente Verbindungslinien sowohl innerhalb der medialen wie wissenschaftlichen Debatten auf. Diese gilt es herauszuarbeiten und als kritische Werkzeuge zugänglich zu machen.

C) Nicht zuletzt möchten wir aktuelle Fragestellungen und kritische Ausblicke aus unseren eigenen Lern- und Erfahrungsprozessen noch einmal zuspitzen und zur Diskussion stellen.