Michael Hirsch: Funktionen der Funktionslosigkeit

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Tu 05.2012
19:30 Uhr

Der zweite Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Ästhetik / Denken” der AG Ästhetische Theorie findet am 15. Mai 2012 statt. Michael Hirsch (München) wird zum Thema “Funktionen der Funktionslosigkeit: Ästhetischer und politischer Messianismus nach Adorno” sprechen. Veranstaltungsort ist der große Hörsaal im Geisteswissenschaftlichen Zentrum in der Beethovenstraße; das Ganze beginnt 19:30 Uhr.

 

Michael Hirsch: Funktionen der Funktionslosigkeit: Ästhetischer und politischer Messianismus nach Adorno

Die falsche Einrichtung der Welt ist nach Adorno die eines Banns oder einer Entstellung. Dem entspricht der messianische Gedanke einer Verschiebung der Dinge um ein Winziges, welche aber eine Änderung ums Ganze wäre. Die Idee einer ganz anderen (An-)Ordnung der Dinge schillert dabei zwischen ästhetischem Schein und radikaler politischer Utopie. Welche Beziehung unterhält die utopische Idee einer anderen Anordnung der Dinge und Menschen in der Kunst im Vergleich zu ihrer gegenwärtigen realen Anordnung – und zu einer möglichen anderen, befreiten sozialen Ordnung? Ist ‚Kunst’ noch ein guter Name, sind Kunstwerke noch geeignete Orte für die Darstellung einer neuen „Aufteilung des Sinnlichen“ (Jacques Rancière)? Wie sehr brauchen die souverän gewordenen Betrachter noch durchgebildete Kunstwerke und den bürgerlichen Kunstbetrieb – in welchem Maß können sie selbst mit gefundenen Objekten und Bildern eine neue Anordnung und neue Gebrauchsweisen der Dinge erfinden? Dabei interessiere ich mich für Phänomene der ‚Entkunstung’ oder Entwerkung nicht so sehr als künstlerische Strategien, sondern eher als Indikatoren für ein Hinausgehen über den Bereich der Kunst als gesellschaftlichen Sonderbereich. Der Vortrag untersucht die Zone der Zweideutigkeit zwischen ästhetischem Schein und gesellschaftlicher Utopie. Ich versuche dabei, die utopische Lehre einer ganz anderen gesellschaftlichen Ordnung mit der radikalen republikanisch-egalitären Lehre vom „Ruhm des Beliebigen“ (Rancière) zu verbinden.