Call for Papers der AG Postkolonial

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Die AG Postkolonial bittet um Beiträge für eine Broschüre zum Thema „Völkerkunde, Asyldebatte und Sambaabende – Leipzig und Deutschland in der ‘Welt nach dem Kolonialismus’”. Kolonialismus in Leipzig? Leipzig ist nicht Berlin oder Hamburg, auch nicht Dar es Salaam oder Windhoek. Dennoch sind in der Stadt viele Spuren des deutschen Kolonialismus zu finden. Die Broschüre möchte diese Thematisierung und Sichtbarmachung (post)kolonialer Geschichten und Verhältnisse in Leipzig und darüber hinaus weiter vorantreiben. Daran anknüpfend werden Kontinuitäten und Transformationen postkolonialer Verhältnisse im Hier und Jetzt diskutiert und der in diesem Kontext stehende Rassismus problematisiert.
In der Broschüre soll ausgehend von der kolonialen Geschichte Leipzigs erkundet werden, wie aktuelle stadtpolitische Debatten und bundesweite Auseinandersetzungen zu Rassismus und Mehrheitsgesellschaft mit dieser Vergangenheit zusammenhängen. Zahllose soziologische, demografische, geschichtswissenschaftliche etc. Studien liegen in Wissenschaft und Politik vor, um Erklärungen und Auswege aus Ausländer_innenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung sowie mangelnder Integration von Migrant_innen (auch aus ehemaligen deutschen Kolonien!) zu finden. Die Ideologie des Kolonialismus im 19. Jahrhundert und seine zeitliche Tiefenwirkung bis in die Gegenwart wird jedoch nur in den seltensten Fällen bei der Erklärungssuche herangezogen. Die AG Postkolonial ist der Auffassung, dass eine postkoloniale, kritische Analyse großen Erkenntnisgewinn erzielen kann, um die genannten Gegenwartsphänomene zu verstehen und ihnen nachhaltig entgegen zu treten.

Postkoloniale Kritik wirft in diesem Kontext bspw. folgende Fragen auf:

Wie sind Ablehnung von und Skepsis über Migration/Integration, „Angst vorm Nicht-Weißen“, die Romantik des Exotischen und Vorurteilen jeder Couleur gegenüber Menschen unter postkolonialem Blickwinkel zu verstehen? Können die konventionellen, eher ökonomischen Erklärungen für Migration und Flüchtlingsströme durch postkoloniale Perspektiven ergänzt werden? Welche Ausbeutungsverhältnisse verhelfen dazu, dass auch in Leipziger Kleiderdiscountern T-Shirts und Hosen für nur wenige Euro erhältlich sind? Ebenso wäre interessant zu erfahren, was die Menschen mit Kolonialismus heute verbinden und wie weit sie es als abgeschlossenes Kapitel jenseits ihrer Lebenswelt betrachten. Wie können Museen mit Ausstellungsobjekten umgehen, die in kolonialen Kontexten nach Europa kamen („Beutegut“)? Welche problematischen Einstellungen zeigten sich im Kontext der gegenwärtigen Debatte um die Rückgabe von Artefakten?

Weitere mögliche Themenfelder in Stichpunkten:
* Verschränkung von Rassismus, Sexismus, Migration (bspw. Afrika-Tanz-Abende im Zoo)
* Faszination und Romantisierung des Wilden in Film und Fernsehen
* Reisen und Tourismus
* (Leipziger) Wissenschaftslandschaft: Welche Institute unterstützten zeitgenössisch das koloniale Denken und sparen sich heute eine (selbst-)kritische Aufarbeitung?

Ausgangspunkt der Beiträge können, soweit möglich, die zahlreichen „Denkmäler“ und Rudimente des Zeitalters des Kolonialismus in Leipzig sein: Der Clara-Zetkin-Park und der Zoo als Orte, an denen Völkerschauen stattfanden; das Institut für Ethnologie, das “Rassenlehre” betrieb; der kolonialistische Baustil des „Café Riquet“; die Ausstellung von Kolonialwaren auf der Leipziger Messe etc. (Als Orientierung kann bspw. unsere Webseite www.leipzig-postkolonial.de dienen). Die mit diesen Überbleibseln verbundenen historischen Denkformen sollten dann auf heutige Verhältnisse in der Stadtgesellschaft projiziert werden, sodass sich ihr (post-)kolonialer Charakter zeigt. Durch Beiträge weiterer postkolonialer Initiativen in Deutschland, ggf. auch Europa, soll der Blick der Leser_innen sukzessive geweitet werden, um die Tragweite der Problematik zu erfassen. Abschließend erlaubt ein Glossar, sich mit Grundbegriffen des Kolonialismus und seiner kritischen Aufarbeitung vertraut zu machen.

Einsendeschluss für Abstracts: 30. Juni 2013
Einsendeschluss fertige Beiträge (1200 bis 1500 Wörter): 15. September 2013
Veröffentlichung: Dezember 2013

Weitere Infos finden sich im angehängten Dokument.

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